So schlimm war es nun ja also gar nicht mit meiner Abwesenheit. Gestern Nachmittag bin ich schon wieder nach Kigali zurück gekehrt, aber ich hatte einfach noch keine Zeit, etwas fürs Tagebuch zu schreiben, weil ich hier gleich wieder mit neuen Aufgaben bombadiert wurde. (So ist das, wenn man schnell arbeitet!) Aber immerhin konnte ich gestern noch nebenbei meine Karten machen. Heute habe ich den ganzen Tag damit verbracht, Spezifikationen für das ganze Equipment, was hier angeschafft werden soll, zusammenzuschreiben. Das ist etwas mühsam, wenn man dazu im Internet recherchieren will, was es so gibt und dann das Internet immer nur sporadisch und wenn dann lahm funktioniert. Nervt schon ein bisschen…
Als Nachschlag nun also erstmal noch die Karte für vorgestern mit den entsprechenden Fotos. Da muss ich mich wohl heute mal etwas kürzer fassen, sonst wird das hier wieder ein mega-Eintrag… (naja, hat nicht so ganz geklappt muss ich zugeben)
Jezt hätte ich euch fast das interessanteste des Tages unterschlagen. Wir waren ja zuerst im Kiziguro Hospital, wo wir allerdings nur ein bereits ausgefülltes Formular abholen mussten und uns schon wieder auf den Weg zum nächsten Krankenhaus machen konnten.
Auf den Weg nach Rwinkwavu ist unser Fahrer auf einmal etwas stutzig geworde und fuhr an den Straßenrand. Dann ging er einmal um das Auto rum, trat ein paar mal gegen die Reifen, stieg dann aber weiter und fuhr weiter. Aber da hab ich es dann auch gehört: ein fieses ffft, ffft – wir hatten einen Platten! Ein „Einheimischer“ kam dann auch gleich zuhilfe, so dass Jean Pierre (der Fahrer) und der andere, den Reifen ziemlich schnell gewechselt hatten. Aber es hat lange genug gedauert, dass ich ein paar Fotos machen konnte Sah übrigens echt gefährlich aus, was die da gemacht haben. Der Wagenheber hatte nämlich nur eine Auflagefläche von etwa 3 cm Durchmesser und hab die ganze Zeit befürchtet, der Wagen rutscht da runter, als sie den neuen Reifen montiert haben!
Wir sind dann auch nochmal am Lake Muhazi vorbeigefahren und ich hab nochmal den Versuch unternommen, ein schönes Foto zu erhaschen…
Der Abstecher nach Rwamagana wurde dann nur gemacht, weil wir in Kayonza unseren kaputten Reifen abgegeben haben, der dann dort repariert wurde, während wir Rwamagana zum Tanken fuhren! Was für eine Benzinverschwendung!
Dann ging es weiter in die Nähe des Akagera Nationalparks, wo es ganz schön trocken ist und man das Gefühl hat, es hätte seit Wochen nicht geregnet, weil die Straße total staubt und die Pflanzen am Straßenrand selbst alle schon ganz rot sind. Dafür sah das Krankenhausgelände Rwinkwavu super grün und gepflegt aus. Wie ich euch ja schon erzählt hab, wird das Krankenhaus von der Clinton Foundation unterstützt, weshalb da ein Haufen Musungus rumrennen, aber wie mir der Fahrer erzählt hat, verdankt es Bill Gates persönlich die Satellitenschüssel für die hervorragende Internetverbindung.
Sowohl der Fahrer als auch ich sind dann noch Zeuge eines merkwürdigen Autounfalls auf dem Krankenhausgelände geworden: Das Auto hielt vor dem Eingang zum Krankenhaus, der Motor ging aus und dann rollte das Auto ungebremst auf eines der Autos, die da auf der anderen Seite der Zufahrt parkten! Die beiden Fahrer, die da im Auto saßen, haben sich ganz schön erschrocken, aber erstaunlicherweise gab es überhaupt kein Gezeter, wie ich es erwartet hätte. Ich glaub, dem Auto, was da geparkt hatte, ist auch fast nichts passiert, aber das andere Auto war schon ganz schön lädiert (woher kommt eigentlich dieses Wort??? Von malade – franz. für krank – vielleicht?). War aber wieder lustig zu sehen, wie sechs erwachsene Männer um ein kaputtes Auto rumlaufen
Da wir schon am frühen Nachmittag wieder in Kibungo waren, hab ich mich nach einer Dusche sogar noch aufgerafft und bin mit meiner Kamera bewaffnet noch in „die Stadt“ gelaufen, um zu sehen, ob ich für euch nicht noch die eine oder andere schöne Aufnahme machen kann. Aber aussichtsmäßig war da nichts zu machen und in der Stadt selbst hab ich nur einen Wasserturm gefunden, den Wolfgang schon von mir bekommen hat (zugegeben eine andere Aufnahme). Immerhin hab ich mich auf dem Weg in die Stadt noch ganz nett mit einem Studenten unterhalten, der gerade auf dem Weg in die Uni war, die dort knapp 4000 Studenten zählt (wenn ich es richtig in Erinnerung habe)! Ich wusste nichtmal, dass Kibungo eine Uni hat!
Und det fiel mir ooch noch uff: An der Straße zum Krankenhaus wurden die Seitengräben befestigt. Das passiert hier mithilfe von großen Steinbrocken, die behauen und dann einbetoniert werden (hätte ich eigentlich auch mal fotografieren können…). Was jetzt daran so bemerkenswert war: Da waren unheimlich viele Frauen dabei, die die Erde weggeschaufelt, Steine behauen oder den Beton verteilt haben. Und das sah echt nach einer Knochenarbeit aus. Ist allerdings auch typisch für Ruanda, dass Frauen richtig hart arbeiten – so wie ich halt
Gestern musste ich dann zum Glück erst um 9 los, weil wir nur noch zum Krankenhaus in Kibungo (wo wir ja nun schon waren) mussten. Allerdings war ich schon mitten in der Nacht von furchtbaren Kopfschmerzen geweckt worden, woraufhin ich auch nicht gerade begeistert war, als mich Alphonse um 6.06 Uhr anrief, um zu hören, wie es mir geht! Nachdem ich nun endlic wieder eingeschlafen war und froh war, nicht ganz so früh aufstehen zu müssen! ggggrrrrrr
Ein bisschen besser wurden die Kopfschmerzen nach einem echt leckeren Omelett und viel Wasser (nein, ich hatte am Vorabend nicht zuviel Bier getrunken! Nur ein Primus!), aber ganz weggehen wollten sie dann doch nicht. Na wie gut, dass wir ja ein Krankenhaus besuchen wollten. Haben wir auch gemacht. Dieses mal mussten wir den Supervisor, der uns die Daten geben sollte, aus einem Seminar oder sowas holen. Aber er hat uns dennoch bereitwillig Rede und Antwort gestanden. Anschließend hab ich mir dann noch ein paar Aspirin geben lassen (wurden mir geschenkt), aber die Krankenschwester hat mir dazu geraten, vorsichtshalber noch einen Malariatest machen zu lassen, so dass ich also noch einen Blutstropfen abgegeben hab und nach einer Stunde wiederkommen wollte. Alles für umsonst! Da ich ja aber hier auch noch Krankenversicherung bezahle, hatte ich kein schlechtes Gewissen. Der Test war negativ, aber man will ja auf Nummer sicher gehen.
Zwei Stunden später waren wir dann auch schon wieder in Kigali, wo es ziemlich heiß war im Vergleich zum Südosten. Feierabend war aber noch nicht angesagt. Erst hieß es noch Daten runterladen und bearbeiten, für euch die Fotos bearbeiten und verorten. Und dann durfte ich mein Lager bei Stefan und Martina aufschlagen, wo es eine warme Dusche und ein ordentliches Moskitonetz gibt Die beiden sind jetzt zwar in die Schweiz geflogen, aber ihr Mitbewohner Matt ist noch da und Kurt kommt morgen vielleicht auch noch. Bin also nicht alleine.
Ganz stolz muss ich euch ja noch berichten, dass ich die letzten Tage überwiegend auf französisch über die Runden gebracht hab! War richtig komisch gestern, wieder englisch reden zu dürfen. Placide, der mit mir unterwegs war, ebenso wie der Fahrer Jean Pierre sprechen nämlich nur Französisch (bis auf ein paar Brocken) so dass ich mich wohl oder übel auf Französisch mit ihnen unterhalten musste, wenn ich auch mal was zum Gespräch beitragen wollte. Ich muss zugeben, das übt ungemein. Und auch heute musste ich mit einem Kollegen am Telefon Französisch reden, was auch ganz gut geklappt hat. Ich denke, er hat zumindest verstanden, was ich sagen wollte. Ob das jetzt korrektes Französisch war, wage ich mal zu bezweifeln – zur Not muss halt der Infinitiv herhalten
Ich verabschiede mich ins Wochenende! Ich sitze gerade noch im Bourbon beim Abendessen (was eigentlich als Mittagessen geplant war, und um ehrlich zu sein, bezweifel ich langsam, dass ich überhaupt noch was bekomme! Ich warte schon seit einer Stunde auf meinen Salat!) und lade noch flott alles hoch und dann ist endlich mal Feierabend! Bei Martina und Stefan gibt es kein Internet, also dann bis Montag oder so. Ich wünsch euch ein sonniges Wochenende! Esst ne Kugel Eis für mich mit!
PS: Jetzt sind schon 4 Monate rum! Und in zwei Monaten bin ich schon wieder in Berlin