Toilettenbesichtigung

Es war mal wieder Samstag in Butare und wir hatten schon unter der Woche beschlossen, nach Kigali zu fahren. Das erste Hindernis, das uns diesbezüglich in den Weg gelegt wurde, war ein „soziales Ereignis“, das sich hier jeden letzten Samstag im Monat ereignet und dessen Namen ich mir leider nicht merken kann. Jedenfalls haben alle Geschäfte bis mittags zu (jedenfalls hier aufm Dorf, weiß nicht, ob das auch Kigali betrifft) und es fährt auch kein Bus, weil alle Einwohner Ruandas die Pflicht haben, gemeinnützige Arbeit zu verrichten, was sich z.B. durch Reinigungsarbeiten auf der Straße vor dem Haus ausdrücken kann. So ganz hab ich es noch nicht kapiert, muss ich zugeben. Jedenfalls konnten wir deshalb erst den Bus um 11 nehmen, weil vorher keiner fuhr! Auf unserem Marsch in die „City“ zur Bushaltestelle war es auch auffallend ruhig: kaum ein Auto und auch Fußgänger, von denen es sonst hier jede Menge gibt, waren zu sehen. Wir hatten schon gestern die Tickets für den Bus besorgt und mussten uns deshalb keine Sorge machen, dass wir keinen Platz mehr bekommen würden, bloß darum wo wir sitzen würden. Deshalb waren wir dann auch schon eine halbe Stunde früher da, um ein bisschen mehr Auswahl zu haben. Wir hätten im übrigen auch direkt am GIS-Center einsteigen können, da ist auch eine Bushaltestelle, aber dann hätten wir die letzten Plätze bekommen. So konnten wir uns zwar die Plätze aussuchen, aber so ganz glücklich war ich mit meinem dennoch nicht, weil ich direkt einen Lautsprecher an meinem Bein hatte, so dass es entsprechend laut war (trotz Strickjacke, die ich dann irgendwann als Dämpfer benutzt hab) und es die ganze Zeit bis auf den Knochen in meinem Bein vibriert hat wegen der Bässe. Aber einer der Jean Pierres vom GIS-Center ist auch mit uns gefahren und so hatte ich ein bisschen Ablenkung, auch wenn es wegen des besagten Lautsprechers schon arg schwer war, sich zu unterhalten. Also noch ein Platz mehr, den ich in Zukunft vermeiden werde. Von den Plätzen über der Hinterachse kann ich auch nur abraten, dort bin ich letztes Jahr gefahren und konnte mir quasi mit den Knien die Ohren zuhalten, weil man nämlich auf dem Radkasten sitzt und entsprechend die Beine nicht auf den Boden setzen kann. Aber auch auf meinem Platz hinter dem Fahrer war die Beinfreiheit etwas eingeschränkt, so dass ich froh war, als ich nach 2 Stunden und einer Viertelstunde endlich wieder meine Beine ausstrecken durfte.

Wir hatten uns vorgenommen, erst in die Genozid-Gedenkstätte zu fahren, bevor wir uns zum Shoppen aufmachen wollten. Dank Jean Pierre haben wir auch schnell einen willigen Taxifahrer gefunden, der uns zur Gedenkstätte fahren, dort eine Stunde auf uns warten und uns dann wieder zurück in die Stadt fahren würde. Die Gedenkstätte ist etwa 10 Min. mit dem Auto vom Zentrum entfernt, aber dort ein Taxi zu bekommen, ist etwas schwierig, deshalb war das Angebot für 5000 RWF nicht schlecht. Leider war die Gedenkstätte aber gerade geschlossen und wir hatten keine Lust, eine halbe Stunde in der prallen Sonne oder im Taxi zu warten, so dass wir unverrichteter Dinge wieder zurück gefahren sind. Etwas verschwendetes Geld, aber die Taxifahrer wollen ja auch leben, gell… Ein bisschen geärgert haben wir uns dann dennoch, weil der Taxifahrer nun auf seine 5000 RWF bestand, obwohl er ja nun gar keine Stunde auf uns warten musste. Das hat Mandy ziemlich aufgeregt und hat es als Frechheit empfunden. Da der Fahrpreis alleine aber auch schon 5000 RWF betragen hätte (nach meinen Erfahrungen und was uns der Taxifahrer auch dreimal vorgerechnet hat), haben wir kleinbei gegeben und unter Mandys Schimpfen den Taxifahrer sich selbst überlassen.

Da wir eigentlich eh am Verhungern waren, waren wir nicht so unglücklich darüber, dass wir nun direkt ins Bourbon Café stürzen konnten, um uns den Magen mit Cheeseburgern, Pommes und Gemüsesuppe und natürlich Kaffee vollschlagen zu können :) (zugegeben haben die ersten beiden Dinge Tim und ich genossen und Mandy die Gemüsesuppe) Nach der Reise im Bus und Taxi war uns sehr danach, uns die Hände zu waschen, so dass wir die Toiletten im Union Trade Center (UTC, das Einkaufszenter in Kigali, dort ist ein großer Supermarkt und auch das Bourbon Café) aufsuchen wollten, wo wir dann aber darauf hingewiesen wurden, dass das jetzt 300 RWF kostet. So haben wir das noch ein bisschen aufgeschoben bis kurz bevor das Essen kam. Zu unserem Glück war dann auch keiner da, der das Geld kassiert hat und ich hab dann auch auf dem Schild an der Tür gelesen, dass es lediglich 100 RWF kosten soll. Scheint also so, als wollte uns da jemand übers Ohr hauen ;-) Gleich doppelt Geld gespart… Aber um auf den Titel des heutigen Eintrags zurückzukommen: die Toiletten im UTC sind super sauber, es gibt fließend Wasser und auch Seife aus dem Spender und einen Fön zum Händetrocknen. Das Essen war super und so konnten wir gestärkt die Supermärkte und den Chinaladen in Angriff nehmen. Wir haben ordentlich zugeschlagen, wobei ich am teuersten im deutschen Supermarkt eingekauft habe (man gönnt sich ja sonst nix, aber ich brauchte UNBEDINGT Käse!) und am billigsten im Chinaladen, wo ich unter anderem ein Kissen und super scharfe Messer erstehen konnte. Ein neues Kissen,weil es hier im Haus nur so eklige Schaumstoff-Kissen gibt, die man gar nicht knuffen kann. Und scharfe Messer waren auch dringend fällig, weil es hier nur lauter stumpfe Messer gibt, mit denen wir uns ganz schön abgequält haben, Tomaten oder eine Ananas zu schneiden. Das geht jetzt alles kinderleicht :) (Nachtrag vom Sonntag: wie mir das eine Messer offenbar beweisen wollte, schneidet es auch super in Finger… Autsch) Nach Kaffee, Ananassaft und Cheeseburger und zwei Stunden Marsch durch die Stadt musste ich im deutschen Supermarkt (La Galette) angekommen schon wieder auf die Toilette, die für Kunden dort auch kostenlos ist und ganz in Ordnung ist. Nicht so sauber wie im UTC, aber auch mit funktionierender Spülung, fließend Wasser am Waschbecken und auch Seife aus dem Spender sowie Trockenfön (wobei ich zugeben muss, dass ich weder im UTC noch im La Galette den Fön getestet hab). Vom La Galette aus hab ich dann auch den chinesischen Laden wiedergefunden und von dort sind wir dann schon wieder Richtung Busbahnhof aufgebrochen, wo wir um 18.30 Uhr schon vier Plätze für den letzten Bus nach Butare reserviert hatten. Auf dem Weg dorthin hatten wir aber noch genug Zeit für zwei Primus (Bier) und eine Cola (insgesamt für etwa 2,50 Euro, wobei man dazu sagen muss, dass das Primus jeweils etwa 0,7l hat!), was uns auf den Gedanken gebracht hat, vielleicht doch nochmal die Örtlichkeiten aufzusuchen, bevor wir uns wieder für gut zwei Stunden in einen Bus setzen wollten. Da wir ja in einer Gaststätte waren, dachte ich, wird es ja wohl ein akzeptables Klo geben, aber nachdem mir die Bedienung den Schlüssel organisiert hatte, hab ich die Tür lieber ganz schnell wieder zugemacht. Ich will ja nicht ins Detail gehen (nicht dass euch das Mittagessen wieder hoch kommt), aber das war wirklich ekliger als alles was ich bisher gesehen habe. So wie es aussah (und auch so wie es gerochen hat) hat die Spülung nicht funkioniert und es gab keine Möglichkeit, sich die Hände zu waschen und auch kein Licht, was jetzt in dem Moment nicht so dramatisch war, der Rest hatte ja dann schon gereicht. Ob es Toilettenpapier gab, kann ich nicht sagen, darauf hab ich dann nicht mehr geachtet. Leider hab ich keine Ahnung, wie dieses Lokal heißt, sonst könnte ich euch jetzt davor warnen! Ich weiß nur, dass es eine Straße oberhalb vom Busbahnhof und dann Richtung Süden gehend auf der rechten Seite war. Da ich bei unserer Ankunft was von öffentlichen Toiletten am Busbahnhof gelesen hatte, haben wir also das auf später verschoben, aber auch dort hab ich es mir lieber verkniffen. So dringend musste ich dann auch noch nicht. Dort hat das Besuchen der Toilette 50 RWF gekostet und, was in dem Fall wahrscheinlich ein Vorteil war, war, dass es Steh-Toiletten waren, wie ich sie aus Frankreich kenne und sie schienen auch halbwegs sauber, auch wenn es ziemlich übel gerochen hat. Immerhin gab es aber ein Waschbecken zum Händewaschen und ich glaub sogar Seife.

Die Heimfahrt ging dann ziemlich flott, da es schon dunkel wurde und kaum noch LKW unterwegs waren. Ich fand es ja erst ziemlich langweilig, weil man draußen nichts mehr angucken konnte und im lautstark plärrenden Radio reden sie fast die ganze Zeit nur (auf der Hinfahrt klang es arg nach Fußball). Aber als es draußen richtig dunkel wurde, konnte ich einen unglaublichen Sternenhimmel sehen, an dem ich mich kaum sattsehen konnte. Später kam dann auch der Mond hervor, den ich erst für ein brennendes Haus gehalten hab, weil er in einem strahlenden Orange hinter dem Hügel hervorkam. Wunderschön! Das mit dem brennenden Haus war übrigens nicht so unwahrscheinlich, weil ich auf dem Weg vorher schon etliche kleine Feuer gesehen hatte, so dass es mich nicht wundern würde, wenn auch mal ein Haus in Flammen aufginge…

Alles in allem also wieder ein erfolgreicher Samstag :)

3 Kommentare

3 comments on “Toilettenbesichtigung

  1. Nicsi sagt:

    Inzwischen kann ich mir übrigens merken, wie dieses „Ereignis“ heißt, das jeden letzten Samstag im Monat stattfindet: Umuganda :wink:

  2. Nicsi sagt:

    Hier wird keiner gezwungen, mein Tagebuch zu lesen! ;)

  3. andré sagt:

    nix für ungut nicole, aber war die grad fad, dass du dich zu diesen langen klobeschreibungen hast hinreissen lassen?

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:wink: :-| :-x :twisted: :) 8-O :( :roll: :-P :oops: :-o :mrgreen: :lol: :idea: :-D :evil: :cry: 8) :arrow: :-? :?: :!: