Wie abgeschnitten von der Außenwelt…

Nach vier Tagen ohne wirklichen Internetanschluss (mal abgesehen von der Stunde Internetcafé gestern, die ich aber brauchte, um meine Diplomurkunden runterzuladen, weil sie für meine Working permission benötigt werden) fühle ich mich schon fast wie von der Außenwelt abgeschnitten. Meine Mitbewohner und ich überlegen jetzt schon, ob wir uns privat nen Internetanschluss zulegen, müssen aber noch erforschen, inwiefern das möglich ist – soll wohl auch hier sowas wie Internet übers Handynetz geben, wie es Alex nutzt und da kann man dann wieder nen Router aufsetzen, so dass wir das alle drei benutzen könnten. Und was das kosten soll, ist natürlich auch nicht ganz irrelevant, aber kann ja eigentlich nicht die Welt kosten. Wenn wir uns dafür das Ins-Internetcafé-pilgern sparen können…

In fact komme ich gar nicht mehr hinterher mit dem Schreiben. Auf der Arbeit hab ich auch soviel zu tun, dass ich dort nicht die Zeit dafür hab (ist halt nicht die TFH ;-)) und hier passiert auch viel mehr als daheim, was ich gerne mit euch teilen würde, aber alles werde ich wohl kaum festhalten können.

Als Nachtrag von Samstag muss ich auf alle Fälle noch liefern, dass wir für Tim und Mandy ein Moskito-Netz für ihr Bett gesucht haben, weil sie wohl arg von den Viechern belästigt wurden. Nachdem wir aber sieben Apotheken ohne Erfolg abgeklappert hatten (was so ziemlich alle von Butare gewesen sein müssten, jedenfalls haben wir keine weitere gefunden), haben wir es aufgegeben. In der einen wurde uns immerhin gesagt, dass das letzte „gerade“ verkauft wurde und in einer anderen wurden für Mai neue Moskitonetze avisiert. Super, dann ist auch die Regenzeit wieder vorbei… Das fand ich wirklich unglaublich, dass es hier weit und breit kein Moskitonetz gibt! Soweit zur Prävention von Malaria… Ich hab dann eins von Alphonse aus Kigali mitbringen lassen, der glücklicherweise eines von PNILP kostenlos bekommen hat. Da schließt sich dann der Kreis wieder.

Außerdem haben wir uns gedacht, wäre es ja ganz nett, wenn wir auch mal was kochen könnten, so dass wir uns daran gemacht haben, eine Gasflasche für unseren Herd zu besorgen. Das war fast genauso schwierig und zehnmal so zeitaufwändig! Ursprünglich gab es ja wohl mal eine Flasche in diesem Haus, die aber Yvette (die arbeitet in der Administration vom CGIS und kümmert sich um alles mögliche) an sich genommen hat und jetzt selbst benutzt. Kurt, der Director von det Janze, war darüber ein bisschen erzürnt, weil er erwartet hatte, dass sie sich darum kümmert, dass wir Gas haben im Haus. Hatse aber nich… Als wir mit Kurt nun sowieso schon unterwegs waren, riet er uns, sie doch mal anzurufen, wo wir sowas herbekommen, dann könnten wir das ja gleich mal mitbesorgen. Sie meinte, die Gasflasche müssten wir an jeder Tankstelle bekommen. So haben wir also die nächste Tankstelle angefahren, wo uns aber gesagt wurde, wir müssten eine leere Flasche mitbringen. Wo wir die herbekommen, konnten sie uns aber leider nicht sagen, bzw. wurde was von 35.000 RWF (50 Euro) für eine leere Flasche gesagt, die wir nicht bereit waren, zu zahlen. Nun gut, den Samstag und Sonntag haben wir nun auch ohne rumbekommen, indem wir Sonntag nach dem Joggen im Restaurant direkt hinter unserem Haus eingekehrt sind und die restlichen Mahlzeiten mithilfe des Wasserkochers und Weißbrot, Tomaten, Gurke, Schmelzkäse, Cornedbeef, Avocado, Ananas, Bananen und viel Salz und Pfeffer gut versorgt überbrückt haben. Im Restaurant haben wir übrigens auch noch lustig Memory und ein anderes Kartenspiel gespielt, das ein bisschen kompliziert aber sehr spannend ist und den Abend haben wir dann mit Dr. House ausklingen lassen.

Der gestrige Montag war dann ziemlich ermüdend, ohne wirklich was getan zu haben. Relativ früh kam die „Landlady“ unseres Hauses ins Büro, um mit uns den Vertrag fürs Haus abzuschließen und sich das Geld abzuholen, was wir aber noch nicht hatten. Immerhin konnten wir sie noch um 20.000 RWF (immerhin 10%) runterhandeln, mussten dann aber zusehen, dass wir auf die Bank kommen, weil sie unbedingt ihr Geld haben wollte. Sie musste wohl wegen eines Todesfalls in der Familie nach Uganda und brauchte deshalb auch gleich das ganze Geld. Also musste ich meine noch behaltenen 200 Dollar wechseln, sowie Tim seine letzten 20 Dollar und meine noch vorhandenen RWF gingen dann auch noch fast vollständig drauf – aber wenigstens ist die Hütte jetzt erstmal für diesen Monat (ich hab mal ganz dreist bis 8.3. auf den Vertrag geschrieben) bezahlt.

Dann wollten wir uns ein Konto einrichten, damit wir auch unser Gehalt dann irgendwann mal bekommen. Erste Hürde: wir brauchten jeder zwei Passfotos! Also haben wir noch schräg gegenüber schnell per Polaroid Passfotos machen lassen (grauenvoll sag ich euch, aber sieht ja von euch hoffentlich keiner ;-)), sind dann wieder zurück zur Bank de Kigali, um dort die nächste Stunde oder so damit zu verbringen, auf unseren Account zu warten, in den wir jeder auch nochmal gleich 10.000 RWF einzahlen mussten, die ich gerade noch so hatte. Bei allem hat uns Steven zum Glück wieder tatkräftig unterstützt – er hat sich (bzw. uns) auch gekonnt am Schalter vorgedrängelt, um Geld zu wechseln, sonst hätten wir da schon ne Stunde gewartet. Das wäre sonst vermutlich nichts mehr geworden diesen Monat… Der „Landlady“ hatten wir bei den Vertragsverhandlungen auch noch die Gasflasche aus den Rippen geleiert, die wir dann noch gemeinsam kaufen gingen (sie musste sie aber bezahlen), wir haben die Flasche eingeladen und sie hat sich nach Uganda verdrückt. Unser anschließender Versuch, an der Tankstelle diese befüllen zu lassen, war dann aber vergeblich, weil das wohl keine normale Gasflasche sondern eine Sondergröße war, die sie wohl nicht befüllen konnten – hab nicht so richtig verstanden, wo das Problem lag, aber offensichtlich gab es eins. Steven war dann so ehrgeizig und hilfsbereit und echt super nett, weil er dafür die ganze Mittagspause und den halben Nachmittag gebraucht hat(!) uns eine gefüllte Flasche zu besorgen, für die wir uns noch bei Kurt Geld leihen mussten, weil wir ja quasi unser ganzes Geld für das Haus ausgegeben hatten. Das war ein ewiges Hin und Her mit dieser Gasflasche, weil erst eine Mitarbeiterin im CGIS meinte, sie hätte noch eine zuhause, die hat dann Steven abgeholt, bei uns versucht anzuschließen, ging aber nicht, also hat er sie wieder zurück gebracht und uns eine andere besorgt, musste dafür dann aber noch das Anschlussteil kaufen, so dass er zwischendurch immer mal wieder ins CGIS kam, um uns auf den neuesten Stand zu bringen oder nach Geld zu fragen, weil er natürlich schlecht 50.000 RWF vorstrecken konnte. Jedenfalls waren wir schier begeistert, als wir nach hause kamen und der Herd betriebsbereit war. Daraufhin mussten wir uns dann gestern Abend gleich mal eine chinesische Nudelsuppe kochen :-) Nach unserem feudalen Mahl sind wir dann noch ein paar Häuser weiter ins „Palais Schilling“ gegangen – das wohl größte Haus im Ort – wo wir noch bei Michelle und Tim Schilling eingeladen waren, die eine Handvoll Gäste hatten. So haben wir uns noch ein Bier erschnorrt und uns nett unterhalten – und ohne Zweifel das Haus bewundert! Das ist echt ein Traum! Aber wir haben eingesehen, dass es für uns wohl eine Nummer zu groß wäre ;-) (Aber immerhin hat es schon nen Internetanschluss…) So fiel unsere Dr. House-Folge gestern aus, die wir heute dann aber mit zwei Folgen aufgeholt haben :-)
Highlight des heutigen Tages war eigentlich die Unterzeichnung meines Arbeitsvertrages! Ach ja, und meine Tafel Zotter-Schokolade in Apfel-Zimt, die ich noch von meinem vorletzten Besuch in Österreich mitgebracht hatte. Darauf hatte ich mich schon den ganzen Tag gefreut :) Hab ich aber mit meinen Mitbewohnern geteilt!

Ansonsten hat sich die Regenzeit schon wieder ziemlich breit gemacht. Alphonse meinte vorhin, dass sie normalerweise erst im März anfängt. Aber wie Nicole (die andere) mich schon vorgewarnt hatte, kommt der Regen hier schnell und heftig, weicht alles einmal kräftig durch und ist dann oft auch ziemlich schnell wieder weg. In der letzten Woche hatte ich hier jedenfalls fast jeden Tag ziemlich heftige Gewitter und starke Regenfälle, dafür aber auch meist ein bis zwei Stunden Sonnenschein, was dann ziemlich schnell ziemlich warm wird. So hab ich mir gestern in der Mittagspause ein bisschen den Nacken verbrannt, als wir vom Einkaufen nach hause gegangen sind, dafür hat es dann abends wieder ordentlich geregnet, ebenso wie heute Nachmittag fast die ganze Zeit, nachdem es heute Mittag auch sehr sonnig und warm war.
Einen hab ich noch! Am Samstag war bei uns irgendwie Tag der offenen Tür hatten wir den Eindruck. Nachdem um 9 (!) die Putzfrau kam (völlig unerwartet), klingelte es kurz darauf schon wieder an der Tür und ein Kongolese wollte uns mit seinen Masken beglücken. Er konnte uns aber nicht von ihrer Schönheit überzeugen – in Wirklichkeit fand ich sie ziemlich hässlich. Dann waren wir ja ne Weile mit Kurt unterwegs, waren kurz zuhause und sind dann wieder ins CGIS (wie ihr schon wisst). Und als wir wiederkamen und unsere Sachen in unsere Zimmer gebracht haben, steht da auf einmal ne alte Frau bei uns in der Küche und winkt freundlich! Aaaaahhh! Offensichtlich hatten wir bei unserem Zwischenstopp vergessen, die Hintertür wieder abzuschließen. Wie wir dann im Laufe des Nachmittags mitbekamen, kam eine Reihe von „Nachbarn“ vorbei, um bei uns Wasser zu holen. Na gut, dazu haben wir jetzt erstmal nichts gesagt – wir haben auch bezweifelt, dass uns irgendeiner von denen verstanden hätte. Unser Guard, der uns immer durch das Tor rein und rauslässt (leider passt keiner unserer Schlüssel zu der Tür im Zaun), scheint jedenfalls kein Wort Französisch oder Englisch zu sprechen. Wenn man Bonjour oder Merci zu ihm sagt, sagt er immer nur das gleiche wieder zurück…
Joggen ist hier übrigens echt die Hölle jedenfalls im direkten Hausumfeld, weil es direkt den Hügel runtergeht, denn man dann ja auch irgendwie wieder hoch muss, was ich dann mal eher im Schritt absolviert habe als joggend, da war mein Puls nämlich schon bei konstanten 170… Michelle hat uns eingeladen, mal mit ihr in den Campus-Wald zum Joggen zu fahren, das sei wohl wesentlich angenehmer.
Nun gut, genug für heute meine Lieben! Hoffentlich bis bald…

1 Kommentar

One comment on “Wie abgeschnitten von der Außenwelt…

  1. Nicole (die andere) sagt:

    Das klingt so als würdest Du Dein Abenteuer bekommen. So schlimm hatte ich das mit dem Internet gar nicht in Erinnerung. Du Arme… Wir hatten übrigens noch Schlüssel für die (kleine) Gartenzauntür. Wenn der Guard einen hat, lasst Euch den nachmachen! Braucht ihr sicher auch etwas Gedukd für, aber wer weiß was bei nächsten Mal noch alles fehlt außer Wasser…
    Grüß alle ganz lieb!
    Bussl Nic

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