2x Nicole in Ruanda

Seit die zweite Nicole auch in Ruanda eingetroffen ist, hab ich noch weniger Zeit als vorher, euch auf dem Laufenden zu halten. Aber dafür hab ich wenigstens auch ein bisschen was zu erzählen.
Es fing schon gut an, als wir mit Nicoles zwei großen Koffern in den Bus stiegen und unsere vier reservierten Plätze einnahmen, was gar nicht so einfach war, aber funktioniert hat. Auf der Fahrt nach Butare ist dann unser Bus mit irgendetwas kollidiert. Wir haben nicht rausbekommen, was es war, aber es klang nach zerbrechendem Glas und ich hatte die Vermutung, dass uns jemand gegen den Außenspiegel gefahren ist. Jedenfalls hielt unser Fahrer dann nach ein paar Metern an, lief einmal um den Bus, hantierte etwas am Kofferraum rum, fuhr dann wieder los, wendete dann aber und fuhr ein paar hundert Meter wieder zurück (wir dachten schon, er würde direkt wieder nach Kigali zurückfahren!), wendete wieder und fuhr dann nochmal etwa zu der Stelle, wo wir vorher auch schon gehalten hatten, stieg wieder aus, lief ein paar Meter zurück, stieg dann aber glücklicherweise endlich wieder ein und fuhr dann auch weiter. Puh. Er hat dann zwar an der nächsten Polizeikontrolle/Tankstelle nochmal etwas länger angehalten, aber wir kamen dann doch nach etwa insgesamt zweieinhalb Stunden Fahrt in Butare an, wo uns eine kalte Dusche erwartete, weil unser Wassererhitzer mal wieder kaputt war und unser Vermieter sich weigerte, ihn wieder zu reparieren. (Glücklicherweise war es wohl nur wieder die Steckdose, die am Montag dann doch wieder ausgetauscht wurde und wir wieder warmes Wasser bekommen haben.)

Da Alphonse zurzeit in Tansania bei einem Workshop ist, hat Nicole nun seinen Platz eingenommen und unterstützt mich so gut es geht bei meiner Arbeit. Manchmal mach ich auch ihre und sie macht meine ;) Es ist jedenfalls eine echte Bereicherung, sie bei mir zu haben, sowohl was die Arbeit angeht als natürlich auch privat. Ist halt doch was anderes, mit jemandem auf Deutsch reden zu können, als beispielsweise mit Mandy auf Englisch.

Den 1. Mai, der hier auch Feiertag ist, haben wir mit Ausschlafen (nachdem wir den Vorabend mit von Mandy gebratenen Bananenchips, Brot mit Avocado und Duty-Free-Rum-Mix-Getränken, Duty-Free-m&ms, Kartenspielen und Findet-Nemo-gucken verbracht hatten) und einem Mega-Spaziergang von knapp 11km rumbekommen. Mandy, Tim und Corrie waren noch bei einer Art Fest von der Uni, das ich sozusagen geschwänzt hab, weil ich unbedingt noch diesen Spaziergang mit Nicole machen wollte. Ich wollte euch doch noch die Bäume mit den Fledermäusen zeigen, die mir immer noch eine Gänsehaut machen, jedesmal, wenn ich daran vorbeikomme!
Fledermäuse oder vielleicht auch Flughunde Tal zwischen Taba und Universität

Nachdem wir ja eigentlich nur noch schnell beim Matar-Supermarkt und in „La Source“ (die normalerweise günstigere Variante) reinschauen und die eine oder andere Kleinigkeit kaufen wollten, hatten wir eigentlich geplant, noch auf eine Cola oder Fanta im Faucon einzukehren. Aber nachdem wir 2000 RWF für die Billigvariante von Nutella (für die andere Nicole!) ausgegeben hatten, blieb kein Geld mehr für die Drinks und wir mussten auch noch nach Hause laufen. Mandy, Tim und Corrie haben wir dann im Chez Gikongoro (dem Restaurant mit dem Fisch-Brochette) getroffen, wo Corrie schon fast vom Stuhl gefallen ist, weil sie mal wieder zu viel warmes Bier abbekommen hat, was auf dem Uni-Fest offenbar kostenlos ausgeteilt wurde. Ihr seht also, dass ich bei weitem nicht diejenige bin, die hier am meisten trinkt! (Ich weiß, hat ja auch keiner gesagt ;-))

Für das Wochenende hatten sich die beiden Nicoles vorgenommen, in den Nyungwe-Wald zu fahren, dem letzten intakten Berg-Regenwald Ruandas. Leider war es etwas schwierig, Informationen zu bekommen, wie man da hin kommt, wenn man kein Auto hat. Ein Kollege hat uns aber den Onatracom-Bus empfohlen. Nachdem wir dann am Freitag über das Touristik-Büro in Kigali auch eine Telefonnummer von dem Gästehaus beim Park bekommen haben und dort auch ein Zimmer reservieren konnten, haben wir uns am Samstag Morgen dann auch frohen Mutes auf den Weg zum Bus gemacht. Der Mut hätte uns fast verlassen, als wir den bereits vollen Bus erblickten. Da dieser aber nur zweimal täglich fahren sollte und wir ja eigentlich gegen Mittag schon im Park sein wollten (es war allerdings bereits 10 Uhr), blieb uns quasi keine andere Wahl, als die Einladung der „Insassen“ anzunehmen und auch noch zuzusteigen. So blieben wir eigentlich direkt dort stehen, wo wir gelandet waren, nämlich direkt an der hinteren Tür, durch die man eigentlich nur in den Bus kommt, wenn man gut springen kann, oder von jemandem rein gehoben wird, weil sie erst etwa auf Brusthöhe anfängt (also bei mir… ok, das mag dem einen oder anderen von euch nicht so hoch vorkommen ;-)). „Insassen“ ist eigentlich falsch gesagt, denn die Mehrzahl der Fahrgäste musste stehen; allerdings kamen wir uns vor wie bei einem Gefangenentransport, von daher passt das mit den Insassen dann schon wieder. So standen wir dann also da so rum und kamen auch ein bisschen ins Gespräch mit den Um-uns-rum-Stehenden, wobei sich dann rausstellte, dass sich die Abfahrt unseres Busses noch um etwa eine Stunde verzögern würde, weil der Ticketaussteller schließlich noch durch den vollen Bus musste, um die ganzen Tickets auszustellen. Wir waren eigentlich schon ziemlich fertig, bevor der Bus los fuhr… Um Viertel nach 11 ging es dann endlich los – über eine der Seitenstraßen, so dass unsere Standfestigkeit schon mal auf die Probe gestellt wurde. Die Freude darüber, dass die Fahrt los ging, war leider nur von kurzer Dauer, denn in der Nähe des Gefängnisses hielten wir schon wieder an – aus Gründen, die uns leider unbekannt blieben. Nach etwa erneuten 15 Minuten und einem gewagten Wendemanöver, bei dem sogar die einheimischen Mitreisenden etwas unruhig wurden, machten wir uns nun aber wirklich auf den Weg Richtung Westen.
Steven hatte gemeint, die Fahrt dauert etwa anderthalb bis zwei Stunden mit dem Auto, und da wir mit dem Bus nach Kigali ja in etwa so lange brauchen wie mit dem Auto, haben wir gedacht, man müsste die Strecke mit dem Bus ja auch in maximal zweieinhalb Stunden schaffen. Da haben wir uns allerdings kräftig verkalkuliert. Nach etwa zwei Stunden waren wir schon ziemlich ausgemergelt. Die Luft im Bus war inzwischen verbraucht und die Kurven hatten besonders Nicole, die sich und auch noch die drei Jungs, die um sie rum standen, festhalten musste, während ich recht stabil in der Ecke stand, die Kraft geraubt. Aber wir hielten auch noch die restlichen anderthalb Stunden durch, auch wenn allerspätestens etwa 45 Minuten vor unserem Ziel meine Toleranzgrenze erreicht war, als noch zwei weitere Fahrgäste nebst großen Rucksack meinten, sich in den Bus quetschen zu müssen und ich nur noch Platz für einen Fuß hatte, der dann auch noch einschlief, weil der Rucksack halb drauf lag. Dank einem der großen Schlaglöcher in der Straße konnte ich zwar zwischenzeitlich sogar noch den Platz für meinen zweiten Fuß zurückergattern, aber bequem stehen ist was anderes! Nach insgesamt etwa dreieinhalb Stunden Fahrt erreichten wir endlich Gisakura, das von Butare und Gikongoro aus gesehen am Parkausgang liegt und wo das Gästehaus mit unserem Zimmer auf uns wartete. Naja, „wartete“ ist eigentlich auch mal wieder zu viel gesagt – meine Reservierung war wohl irgendwo verloren gegangen, aber es war glücklicherweise noch ein Doppelzimmer frei.
Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und unserer eingeschränkten Mobilität entschlossen wir uns, nur noch eine anderthalbstündige Wanderung zu den Ruwenzori Colobus Monkeys (Ruwenzori-Guereza) zu machen, die allerdings mehr einem Spaziergang glich und nicht wirklich einen Guide erfordert hätte. Aber da wir Eintritt für den Park bezahlen mussten (obwohl wir den auf dieser Tour nicht mal annähernd betreten haben) und nochmal extra für die „Attraction“, waren wir froh, als wir dann wenigstens auch die schwarz-weißen Tierchen geboten bekamen.

Teeplantage von Gisakura. Im Hintergrund der Kivu-See und die Demokratische Republik Kongo. die schwarz-weißen Ruwenzori-Guerezas Zimmer ORTPN Resthouse Gisakura

Nach einer warmen Dusche, die wir uns nun wirklich verdient hatten, bekamen wir noch ein ganz leckeres und ziemlich günstiges Abendessen. Bei der Gelegenheit machten wir glücklicherweise die Bekanntschaft mit Bradley, einem Australier, der zurzeit in Südafrika arbeitet und für ein paar Tage Urlaub in Ruanda machte. Glücklicherweise vor allem deshalb, weil er uns anbot, uns am nächsten Morgen mit zum Besucherzentrum im Park zu nehmen (etwa 50 Minuten mit dem Auto von unserer Unterkunft entfernt und quasi für uns unerreichbar), um von dort die Schimpansentour zu starten und uns anschließend mit nach Butare zu nehmen! Nachdem wir während der Tour schon unseren Guide ausgefragt hatten, wie wir wohl am besten wieder zurück nach Butare kommen würden (was alles nicht so berauschend klang), kam uns dieses Angebot trotz Aufstehen um 4.30 Uhr traumhaft vor.
So kommt es, dass ich leider nur unser Zimmer und nicht die schöne Anlage fotografieren konnte.

Nach der anstrengenden Fahrt fiel es uns nicht schwer, schon zeitig im Bett zu sein, um tatsächlich am Sonntag um halb fünf schon wieder aufzustehen. Freundlicherweise hatte man uns sogar Frühstück vorbereitet, so dass wir uns frisch gestärkt auf den Weg machen konnten. Während des Frühstücks kam allerdings noch ein junger Mann in den Raum, der wohl spät am Abend mit seiner Frau angekommen war und jetzt nach einer Möglichkeit suchte, ebenfalls zum Besucherzentrum und der Schimpansentour zu kommen. Wir haben ja gedacht, das wäre kein Problem, die beiden auch noch mitzunehmen, aber John, der Fahrer von Bradley, meinte, die Straße wäre zu schlecht, um zwei Personen mehr als zulässig mitzunehmen. So machten wir uns nur zu viert auf den Weg und während der Fahrt hab ich dann schon ein paar mal gedacht, dass wir wahrscheinlich nie aus den Schlaglöchern wieder rausgekommen wären, wenn noch zwei mehr im Auto gesessen hätten.
Am Besucherzentrum angekommen, wurde uns leider mitgeteilt, dass die Schimpansen seit Samstag früh verschwunden waren und die Tracker immer noch auf der Suche nach ihnen wären. Wie, bitte sehr, verliert man 25 Schimpansen? Na gut, der Wald ist dicht und die Tiere sind ja nicht im Zoo, war aber natürlich trotzdem schade. Sorba und Jessica, das Ehepaar vom Frühstück, hatte es inzwischen auch mit Hilfe der Wächter und ihren Motorrädern geschafft, das Besucherzentrum zu erreichen. Und da wir uns eigentlich alle schon auf die Schimpansentour gefreut hatten, beschlossen wir, die 6-stündige „Rote Tour“ von 9 km Länge zu machen, bei der wir von 2400 m ü.N. auf 1810 m absteigen und dann natürlich auch wieder hochsteigen müssten. Wir hatten ja gehofft, dass wir zwei Touren verbinden könnten, so dass wir wenigstens noch ein paar Colobus-Affen hätten sehen können. Aber das wäre dann eine weitere „Attraction“ gewesen – das geht natürlich nicht. Immerhin wurden uns nun auf dieser roten Route jede Menge Wald und vier Wasserfälle geboten und ziemlich überraschend sogar noch ein Blue oder auch Silver Monkey (Silberne Diadem-Meerkatze), bei dem sich die andere Nicole schon gefragt hat, wie der Guide den auf einmal entdeckt hat. Aber er sich sogar bewegt, so dass man wohl schon davon ausgehen kann, dass er echt war. Die 600 m wieder hoch waren dann schon ganz schön anstrengend, aber für mich Alpen-erprobten Flachland-Tiroler natürlich kein Problem ;) Jessica war aber schon ganz schön am Schnaufen und Bradley sagte zwar immer wieder, dass sie sich keine Sorgen machen soll, aber ich hatte schon das Gefühl, dass er ein bisschen nervös wegen seines Fluges war, der ihn um 19.00 Uhr von Kigali nach Entebbe bringen sollte. Wir haben es aber sogar unter den angegebenen 6 Stunden geschafft, so dass wir um 13 Uhr schon im Auto Richtung Butare saßen.

2x Nicole am Wasserfall großer Baum ein besonders schöner Wasserfall und Ort unserer Rast

eine Silberne Diadem-Meerkatze! Nyungwe Nationalpark Richtung Nordwesten

Die Bäume waren zum Teil schon sehr beeindruckend und die Landschaft echt schön, aber ein bisschen fragt man sich schon, warum man dafür nun Eintritt und noch was extra für die Tour bezahlen muss. Na gut, hoffen wir mal, dass wenigstens ein Teil des Geldes in den Erhalt des Nationalparks investiert wird… Und immerhin durfte ich sogar die vergünstigten Preise für die „Attractions“ als „Foreign Resident“ bezahlen, die immerhin nur halb so hoch sind wie die für die Touristen. Wenn man in RWF bezahlt, klingen die Preise auch nochmal nur halb so hoch (ich musste zum Beispiel jeweils 15 Dollar oder 8750 RWF für die Touren bezahlen, was gute 10 Euro sind, also nicht die Welt). Aber wenn man sich vorstellt, dass man da mit seiner Familie wandern gehen will, fällt es einem schon schwer, einzusehen, dafür pro Person 35 bis 50 Dollar zu bezahlen (je nachdem, ob man Foreign Resident oder Tourist ist).

Ich glaube, jetzt seid ihr erstmal versorgt bis nächste Woche, und ich versuch jetzt mal, Nicole beim Schlafen einzuholen ;-)

Ihr könnt ja noch bei Nicole http://unterwegs-in-afrika.blogspot.com nachlesen, wie sie es erlebt hat…

(P.S.: Leider hatte mich in diesem Moment mal wieder die Internetverbindung im Stich gelassen, deshalb konnte ich alles erst jetzt online stellen…)

4 Kommentare

4 comments on “2x Nicole in Ruanda

  1. AfriBats sagt:

    Would you add your bat photo as a citizen-science observation to the AfriBats project on iNaturalist?:
    http://www.inaturalist.org/projects/afribats

    AfriBats will use your observations to better understand bat distributions and help protect bats in Africa.

    Please locate your picture on the map as precisely as possible to maximise the scientific value of your records.

    Many thanks!

    PS: these are straw-coloured fruit bats (Eidolon helvum)

  2. Chris sagt:

    Na du Rumschlawenzler :-),

    nach gut ner halben Stunde bin ich auch wieder ans Ende dieser Live-Bericht-Erstattung gelangt :-P.

    Kann mir schon so richtig vorstellen wie ihr wie die Wiener Würstchen in der Plastetüte im Bus gequetscht dagestanden habt :-D *schwitzi,schwitzi*
    Da freuste dich bestimmt schon wieder auf unsere öffentlichen Verkehrsmittel. Die sind dann für dich so gut wie leer ;-) (gefühlte Völligkeit).

    Waren jetzt auch im Thüringer Wald, also die Großfamilie meiner Freundin und ich. Da haben wir auch so einige Kilometer geschruppt, Höhenmeter inklusive… Zwei Tage hintereinander 23 Kilometer… da haben selbst MEINE Muskeln nach ner kleinen Pause gefleht (wurden aber nicht erhört ;-) ). Insgesamt war das super cool. Sommerliche 25 bis 33°C (in der Sonne) und ne Landschaft, die ich hier in Deutschland so noch nicht gesehen hab… richtig gut.

    Lass die Spannung nicht abreißen ;-) *knuddel*

    Chris

  3. andré sagt:

    na doch wieder strawanzen… und ich dachte schon die ruhe sei ein zeichen, dass du mal mehr als zwei tage am stück arbeitest :)

    schön, dass du deine stubai-muskeln fitt hältst und sie auch zwischendurch mit höhenmetern versorgst! hier hat schlagartig der sommer angefangen, der frühling wurde gänzlich ausgelassen und so wie’s aussieht gibt’s mal 100% schönwetter mehr als 10 tage durchgehend. die schneegrenze hält sich trotzdem stur bei 1700m.

  4. Hei! Liebe Nicsi!
    Reg dich nicht über Eintrittspreise für „acctractions“ auf. In der Zitadelle Spandau nehmen sie jetzt für den einfachen Eintritt in die Anlage schon
    4,50 €. Schwägerin Rita schäumte. Ich beneide dich um die tollen Eindrücke, aber nicht um die Attraktionen der Transportwege – und so etwas nennt man Infratruktur eines Landes. Andre Länder – andere „Sitten“ – sagt man.
    Weiterhin – alles Gute. Dein Onki. – 7.5.08 .9:30 Uhr.

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