Leicht chaotische Konferenz in einer tollen Umgebung

Zunächst einmal: Ich bin gut mit meinen 46 kg Gepäck in Kampala angekommen. Die Sicherheitskontrolle scheint sich zwar sehr für den Bassverstärker in meinem Koffer interessiert zu haben, hat ihn aber freundlicherweise drin gelassen und mir dafür eine Nachricht hinterlassen. Ist ja schon ein bisschen unheimlich, wenn der Koffer abgeschlossen ist und man dann trotzdem was drin findet, was man selbst dort nicht reingetan hat. Aber mit so einem Woolworth-Allerweltsschloss dürfte das für die Sicherheitskontrolle kein zu großes Hindernis darstellen. Roberts Bruder Hilary war so freundlich, mich vom Flughafen abzuholen und mich in mein Hotel zu bringen. Das Hotelzimmer, das Robert für mich/uns im Ravi Raj International reserviert hat, war zwar nicht reserviert aber noch verfügbar und wurde dann auch noch mal gewechselt, nachdem ich die tropfende Toilette nicht mal 5 Minuten ertragen konnte.
Den Sonntag hab ich relativ faul verbracht. Als es mittags anfing, in Strömen zu regnen, hab ich spontan beschlossen, lieber noch ein Nickerchen zu machen, statt mich irgendwo draußen zu entspannen. Nach dem Regenguss bin ich dann auf eigene Faust los (durch die teilweise ganz schön aufgeweichten Straßen bzw. Fußwege). Kampala ist verglichen mit Kigali ganz schön dreckig, hat aber dafür auch ein paar sehr schöne Straßen und faszinierenderweise mitten in der Stadt brütende Marabustörche! Am anderen Ende der Innenstadt angekommen hab ich mich gleich noch mit Maniküre und Pediküre ein bisschen verwöhnen lassen und meine Schuhe wurden dort auch gleich geputzt. Sehr freundlich :)
Leider ohne Frühstück wurde ich dann gestern früh schon um halb8 von Hilary abgeholt, um mich zum Veranstaltungsort der Konferenz zu bringen. Ein echt beeindruckendes „Resort“ direkt am Victoria Lake mit eigenem Yachthafen! Reiten kann man hier auch und das Mittagessen wird am Pool serviert. Echt schöne Umgebung für so eine Konferenz. Aber schon bei der Registrierung wurde es leicht chaotisch: Leute, die (angeblich) schon bezahlt hatten, standen in der Liste als noch zu zahlen, Leute wie ich, die bezahlt hatten und auch als solche in der Liste standen haben deshalb noch lange nicht ein Namensschild und eine Tasche mit den Tagungsunterlagen bekommen. Eine schwarz-weiß-Kopie meines Namensschildes bekam ich dann am Nachmittag, die Tagungsunterlagen heute Mittag, aber eine Tasche hab ich immer noch nicht, davon scheint es nicht besonders viele gegeben zu haben.
Die Spitze der Unorganisiertheit konnten wir aber am Montag Nachmittag erfahren, als völlig unklar war und bis zum Ende blieb, wo zwei meiner Kollegen ihre Präsentation halten sollten, so dass die ganze Session am Ende ausfiel. Das fand ich dann schon ganz schön ärgerlich für die beiden und die anderen Vortragenden.

Inzwischen ist nun schon Mittwoch und ich komme einfach nicht dazu, meine Bilder runterzuladen, um sie euch zu zeigen.

Gestern brach hier – offenbar nur ziemlich lokal – ein furchtbarer Sturm aus mit erheblichen Niederschlägen was vermutlich in Verbindung mit einer unglücklichen Verwirbelung dazu geführt hat, dass die aufgestellten Wände im bzw. an der Außenwand des Ausstellungszelts wie Dominosteine umfielen und etliche Poster dem Regen zum Opfer gefallen sind. Von drinnen war das ein ganz anschauliches Spektakel, was auch recht schnell wieder vorbei war (pünktlich zur Kaffeepause), aber für die Aussteller wird das nicht ganz so spaßig gewesen sein. Die Wiese ist jedenfalls immer noch extrem muddy und ich hab mir bei dem Versuch, mir ein paar der Ugandischen Kinkerlitzchen anzusehen, ordentlich die Sandaletten eingesaut. Meine Präsentation gestern hab ich auch gut überstanden, auch wenn ich ganz schön nervös war. Ich versteh zwar gar nicht warum, weil ich diese Präsentation nun schon so in etwa das dritte Mal auf Englisch plus dreimal auf Deutsch gehalten habe. Aber nachdem mein direkter Vorgesetzter vom GIS Center auftauchte, bekam ich irgendwie ein bisschen Muffensausen. Aber ich hab’s wie gesagt gut überstanden und von verschiedenen Seiten zu hören bekommen, dass mir die Präsentation gut gelungen ist – was will man/frau mehr? :)

Apropos „was will frau mehr“: Ich will endlich meinen Freund wiedersehen! Nachdem ich ja nun schon wusste, dass sich das mit Roberts Reisepass noch etwas verzögert, kam Montagabend schon die nächste Hiobsbotschaft. Diesmal in Form einer Nachricht des Immigration Office von Ruanda an Robert, in der er gebeten wurde, doch bitte heute um 1 noch mal zum Immigration Office zu kommen, um ein paar Fragen zu beantworten. Also nix mit gestern Reisepass abholen, heute nach Uganda fahren und noch ein paar schöne Tage mit mir in Uganda verbringen. Pustekuchen. Stattdessen werde ich nun am Samstag mit den CGIS Leuten und ca. 60 anderen Passagieren zusammen einen Bus besteigen, der uns dann hoffentlich heil nach Kigali bringt. Na mal sehen, wie spaßig das wird, aber wenigstens muss ich nicht alleine fahren. Ich hatte ja erst überlegt, ob ich schon Freitag fahre, um so früh wie möglich in Kigali zu sein, aber Roberts Bruder hat mich nun heute noch zu einer Party für Freitagabend eingeladen, so dass ich jetzt also noch bleibe. Wenn ich schon mal da bin…

Ein paar kleinere Abendteuer hab ich in der Zwischenzeit auch schon erlebt: Zum einen, mit dem Matatu (das sind die kleinen Minibusse, die hier den Linienverkehr ausmachen) von Munyonyo, wo die Konferenz stattfindet, wieder nach Kampala rein zu fahren. Das kostet nur 1000 USH (ca. 40 cent), ist sogar relativ bequem und dauert nur etwa 45 Minuten. Beim ersten Mal war ich allerdings etwas verunsichert, weil ich natürlich keinen blassen Schimmer hatte, wo ich wieder aussteigen müsste. Aber der „Geldeinsammler“ setzte mich erst an der Endstation auf die Straße und riet mir dann ein Boda Boda zu nehmen, womit wir auch schon bei meinem zweiten Abendteuer sind: dem Boda-Boda-Fahren in der Rushhour in Kampala. Das wird definitiv nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Wer aber ab und zu mal einen Adrenalinkick braucht, wäre damit bestens bedient. Nachdem es erst etwas gedauert hat, zu klären, wo ich denn eigentlich hin will, wurde ich etwa 15 Minuten lang auf einem Motorradtaxi durch die Gegend kutschiert, was ich ja eigentlich schon von Kigali kenne. Bloß so einen Verkehr wie in Kampala gibt es in Kigali zu keiner Tageszeit und es ist einfach unglaublich durch was für Lücken diese Motorradfahrer meinen, fahren zu müssen. Ich sah mich jedenfalls etliche Mal schon unter einem Bus liegen. Aber ich hab’s ja überlebt. Gestern bin ich auch noch mit einem Kollegen in die Stadt gefahren, wo wir dann auch gezwungenermaßen auf Boda Bodas umsteigen mussten, weil weit und breit kein Auto zu bekommen war. Nachdem wir die „Hauptachse des Bösen“ verlassen hatten, war es dann aber ganz gemütlich und meinem Kollegen hat es soviel Spaß gemacht, dass er den Fahrern gleich noch ein Trinkgeld gegeben hat. „That was so much fun!“ Naja, geht so…

Auf der Konferenz geht es weiterhin einigermaßen chaotisch zu. Immerhin scheinen die Räumlichkeiten jetzt einigermaßen klar zu sein. Dafür tauchen etliche der Vortragenden erst gar nicht auf. In meiner Session gestern waren (für die Anwesenden glücklicherweise) nur drei der sechs vorgesehenen Vortragenden  anwesend, so dass wir ein bisschen mehr Zeit hatten und auch noch Zeit für ein paar Kommentare blieb. In der letzten Session, zu der ich gestern gehen wollte, kam dann aber gar kein Vortragender mehr, was ich bei fünf potentiellen Speakern schon etwas seltsam finde. Das könnte aber damit zusammenhängen, dass sich nach dem Sturm gestern die Kaffeepause ganz schön hinausgezögert hat und so wahrscheinlich keiner mehr auf die Zeit geachtet hat. Who knows… Heute nun aber genau das gleiche. Mindestens zwei der vier parallel laufenden Sessions wurden mangels Vortragender abgesagt. Sehr schade. In der, zu der ich wollte, gab es auch einen ganz  – dem Abstract nach zu urteilen – interessanten Vortrag zur Malaria. Was ich allerdings etwas befremdlich fand, war die Tatsache, dass in dem Abstract stand, die Untersuchung wurde 1997 durchgeführt. Das ist ja dann schon fast ein historischer Bericht. Zu der Zeit sah das mit den GIS-Applikationen ja noch ein bisschen anders aus…

Nun gut, auch wenn ich euch jetzt immer noch keine Bilder zu bieten habe, gibt es jetzt wenigstens schon mal was zu lesen. Damit seid ihr jetzt wahrscheinlich auch beschäftigt, bis ich die Bilder soweit habe :D

1 Kommentar

One comment on “Leicht chaotische Konferenz in einer tollen Umgebung

  1. Katl sagt:

    Hi Sis!
    Ich bin fertig mit Lesen, wo sind die Bilder?
    Liebe Grüße aus Berlin – hier gibts übrigens auch eine Regenzeit. Die dauert vom 27.10. bis …???
    Katl

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