Ein Sonntag in Butare

Erstmal noch ein kleiner Nachtrag zum Freitag: Als ich im Internetcafé alles erledigt hatte und mich auf den Weg nach hause machte, fing es gerade mal wieder zu regnen an. Es hatte eine Stunde vorher auch schon ein bisschen gedröppelt, aber dann gleich wieder aufgehört. So war ich auch in diesem Moment optimistisch und machte mich zu Fuß auf den Weg (ohne Regenschirm und ohne Regenjacke natürlich). Nach etwa 500 m hörte es auf, langsam zu regnen, dafür ging ich umso schneller, mit vier schwarzen Mädels im Schlepptau, die offenbar ihre Freude daran hatten, zu testen, ob meine weiße Farbe echt ist und mir hinterher zu rennen. Vielleicht sind sie aber auch nur von sich aus schnell gegangen, weil die dicken Tropfen nämlich schon recht unangenehm wurden. Nach ein paar weiteren hundert Metern entschloss ich mich, unter einem Baum ein bisschen Zuflucht zu suchen – immernoch in der Hoffnung, dass es ja auch schnell wieder vorbei gehen könnte – und wenig später kam dann auch noch eine weitere nicht-Musungu-Frau hinzu, die wenigstens einen Schirm dabei hatte, und freundlicherweise versuchte, mich mit vor dem Regen zu beschützen, was allerdings zur Folge hatte, dass mir das Wasser vom Regenschirm direkt den Rücken runterlief. Leider wurde es mit zunehmendem Regen auch immer kälter, so dass der Regenguss nicht mehr sehr erfrischend war. Die Mädels beschlossen dann nach ein paar Minuten sich in dem Haus hinter uns bzw. auf dessen Veranda unterzustellen, was der anderen Frau und mir auch vernünftig vorkam. Ich hatte angenommen, dass das Haus gar nicht bewohnt war, aber nach einer Weile begrüßten uns eine Handvoll Kinder, die offensichtlich allein zu hause waren und sich darüber freuten, eine Musungu auf ihrer Veranda zu haben. Das kleine Mädchen muss etwa 3 gewesen sein – fand ich besonders süß – und sprach zumindest auch soviel Französisch (wie die meisten Kinder), um Guten Tag und wie geht’s zu sagen. Sie haben uns dann noch eine Weile zugeschaut, wie wir da triefnass auf ihrer Veranda standen, haben aber sonst nichts dazu gesagt offensichtlich.
Ich hab dann nach einer Weile doch mal versucht „Hilfe“ in Form von Steven und dem CGIS-Auto anzufordern. War erst etwas schwierig ihn ans Telefon zu bekommen und dann war das nächste Problem, ihm zu beschreiben, wo ich bin, weil die Häuser natürlich keine Hausnummer haben oder sowas. Die Mädels und die andere Frau sind dann inzwischen schon wieder los gegangen (auch wenn der Regen noch nicht wirklich nachgelassen hatte) und ich hab mich auch wieder auf die Straße getraut, in der Hoffnung, dass Steven bald kommen und mich dann auch besser finden würde. Hat dann tatsächlich auch funktioniert. Ich glaube, er hat sich köstlich darüber amüsiert, wie tropfnass ich war, aber es tat ihm auch furchtbar leid, dass er mich so lange hatte warten lassen. (Keine Ahnung wie lange das wirklich war, aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit…) Soweit also zu plötzlich auftretenden starken Regenfällen in Ruanda. Ich weiß Nicole: du hattest mich gewarnt ;-) Und für alle, die meinen, ich hätte mir ja ein Taxi nehmen können: hätte ich gerne, aber ich hatte nur noch 400 RWF in der Tasche und das hätte gerademal für ein Motorradtaxi gereicht, von denen ich aber auch keines gesehen hab und ich schätze, dann wär ich genauso nass geworden.

Eigentlich wollte ich euch heute von meinem Gottesdienstbesuch und meinem Spaziergang erzählen:
Wir haben hier gleich um die Ecke eine katholische Kirche. Nachdem uns letzten Sonntag um halb12 jede Menge Leute entgegen kamen, die aussahen, als kämen sie aus der Kirche, bin ich davon ausgegangen, dass der Gottesdienst um 10 anfängt. Als ich mich nun fertig machte, hab ich gesehen, dass schon um 9 ein paar Leute, die aussahen, als würden sie in die Kirche gehen, an unserem Haus vorbeikamen, so dass ich mich auch ein wenig beeilte. Ich kam natürlich trotzdem reichlich spät, aber besser spät als nie, gell ;-) Da der Gottesdient in Kinyarwanda war, war es vielleicht auch besser, dass ich erst nach der Predigt eingetroffen bin… Was ich besonders schön fand: Offensichtlich kommen die Nonnen aus dem benachbarten Schwesternwohnheim hier in die Messe und singen wie die Engel. Echt wunderschön! Außerdem gibt es hier keine Glöckchen, um bei der Wandlung zu bimmeln. Statt dessen klatschen alle eine Weile. Eigentlich keine schlechte Idee finde ich. Beim Friedensgruß haben mir ein paar schüchterne Jungs in meinem Block dennoch die Hand gegeben.

Nun war ich ja schon um kurz nach 10 wieder zuhause, und meine Mitbewohner sind ne Runde laufen gegangen, sodass ich beschloss auch noch ein bisschen spazieren zu gehen. Ich hatte mir den Butare gegenüber liegenden Hügel (Richtung Nordwesten) ausgeguckt. Da bin ich dann auch hochgestiefelt.

Richtung Westen Richtung Westen mein Zielobjekt

Da das alles bewohntes Gebiet ist, traf ich natürlich jede Menge Leute, meistens Kinder, die mir freundlich Bonjour und cava zuriefen und nach einer Weile hatte ich eine ganze Schar von Kindern um mich rum. Ziemlich geschäftstüchtig die größeren unter ihnen, können auch auf Französisch sagen, dass man ihnen Geld geben soll. Nachdem ich das Foto von ihnen gemacht hatte, hab ich mich dazu durchgerungen, ihnen einen 100er in die Hand zu drücken, mehr hab ich aber nicht rausgerückt.

Die Abzocker :o) (die in der Mitte war die frechste) die trifft man hier auch recht häufig

Den Rest meines Weges fand ich es dann klüger zu sagen, ich hätte kein Geld dabei. Das hat die Kinder allerdings nicht davon abgehalten, „Musungu“ rufend aus dem Haus oder dem Garten zu stürzen, was ich lachend zur Kenntnis nahm und mit einem Bonjour beantwortete. Nach einer Weile muss ich so an die 20 Kinder hinter mir gehabt haben. Fast alle wollten mir mal die Hand geben und ein paar fragten mich nach meinem Namen (Samuel), aber mehr als einen Namen hab ich von den Kindern nicht rausbekommen. Ich glaub, so bin ich etwa eine Stunde den Hügel rauf gestiefelt, bis ich mich entschloss, einfach umzukehren, und den gleichen Weg zurück zu gehen. Ursprünglich hatte ich ja gehofft, dass ich einen Rundweg nehmen könnte, aber das Vorhaben hab ich dann aufgegeben. Auf meinem Rückweg hab ich dann tatsächlich auch ein paar erwachsene Frauen getroffen, die nicht ganz so freundlich wie die Kinder waren. Eine fragte mich jedenfalls auf Französisch, was ich da machen würde. Ich hab versucht, ihr klar zu machen, dass ich lediglich einen Spaziergang mache, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie das verstanden hat. Zumindest hat sie soviel verstanden, dass ich aus Butare bin. Sie hat mich dann jedenfalls gehen lassen. Eine ältere Frau kam auch auf mich zu und wollte Geld, aber ich hab nur Muraho (guten Tag) gesagt und no faranga (faranga heißt offensichtlich Geld), woraufhin auch sie mich hat gehen lassen. Ich hab jedenfalls gemacht, dass ich von dem Hügel runterkomme… Auf dem Weg heim, hab ich dann noch einen Erik kennen gelernt, der auf dem Weg in die Uni war (keine Ahnung, was er da am Sonntag machen wollte) und anscheinend gerne noch eine Weile mit mir gequatscht hätte, aber ich hab dann einen anderen Weg eingeschlagen. Wenigstens hab ich dann noch etwa 1,5 kg Bananen für 300 RWF (nichtmal 50 cent) von einem der Mädels, die mit Avocados und Bananen in unserem Viertel unterwegs waren, abstauben können.

Nachdem ich wie die einheimischen Frauen noch meine Wäsche gewaschen hab (na gut, nicht ganz wie die Einheimischen, die das im Fluss machen) sitze ich nun im Bikini in unserem Garten und hole mir wahrscheinlich einen frischen Sonnenbrand :-)
Musungus in Taba Wolken ueber Taba Hibiskus beim Nachbarn
PS: Die Amis haben gestern tatsächlich schon Geld auf dem Konto gehabt, so dass ich jetzt auch wieder flüssig bin. Zur Feier des Tages sind wir gleichmal einkaufen und im Restaurant bei uns um die Ecke essen gegangen. Schon ein angenehmeres Gefühl, ein bisschen Geld in den Taschen zu haben.

3 Kommentare

3 comments on “Ein Sonntag in Butare

  1. andré sagt:

    naja, klinbt ja bis jetzt alles so was auch im vorfeld in erfahrung zu bringen war. wann kommen die echten schlagzeilentauglichen überraschungen? ;-)

  2. Katl sagt:

    Hi Sis,
    wie es aussieht, geht es dir gut – auch wenn du offenbar verschiedene Erfahrungen mit den „Inländern“ sammelst. Meine Männer husten und schniefen. Denen würden ein paar wärmere Temperaturen sicher auch gut tun. Sonnenschein allein reicht halt nicht immer.
    Liebe Grüße aus Berlin! Katl

  3. Mama sagt:

    Immer diese Ausländer! Bananen und Tomaten hätt‘ ich auch gern so billig.
    Liebe Grüße von MAMA

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