Weihnachten in Ruanda

Sooo viel ist passiert in den letzten Tagen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll mit erzählen.
Heiligabend war jedenfalls sehr schön! Nahezu traditionell mit Weihnachtsbaum, selber singen, Weihnachtsgeschichte und Bescherung. Nur statt Würstchen mit Kartoffelsalat, wie es bei mir in der Familie der Brauch ist, gab es bei uns Senfeier – einfach, weil wir das beide sehr gerne essen und ich mir extra Senfgurken aus Deutschland mitgebracht aber noch nicht verbraucht hatte. Leider haben wir nicht herausbekommen, ob es eine Christmette gibt (wenn möglich auch auf französisch), so dass wir den Gottesdienstbesuch auf den ersten Feiertag vertagt haben. Dieser hat dann auch prompt knapp zwei Stunden gedauert mit einer 20-25 minütigen Predigt – das war schon knapp an der Schmerzgrenze.
Für den Festbraten hatten wir Kurt, den ehemaligen Direktor vom CGIS, zum Essen eingeladen. Schon am Heiligabend hatten wir für einen Sauerbraten 1kg Rindfleisch eingelegt, das dann fast den ganzen Donnerstag Nachmittag im Ofen verbracht hat und von uns fleißig begossen und gewendet wurde. War ganz schön anstrengend, zumal uns ein wenig das passende Equipment fehlte. So musste meine Brotbackform als Bräter herhalten, was aber erstaunlich gut funktioniert hat. So 100%ig hat das mit dem Timing von Essen und Gast zwar dann nicht geklappt, aber als dann endlich das Essen auf dem Tisch stand (und zugegebenermaßen der Braten leider schon etwas kalt war), war uns (zumindest mir) trotzdem recht feierlich zumute und das Essen hat auch gut geschmeckt. Zum Sauerbraten gab es die mitgebrachten Kartoffel- bzw. Semmelknödel und Rotkohl und zum Nachtisch Mousse au Chocolat an Ananas mit Lebkuchenherz. Seeeehr lecker :)

Festessen: Sauerbraten mit Rotkohl und Klößen

Der zweite Weihnachtsfeiertag war dann von Eugènes Hochzeit geprägt. Eugène ist einer meiner Lieblingskollegen, der aber leider die meiste Zeit in Kigali ist. So machten wir uns schon am frühen Morgen auf den Weg nach Kigali, zogen uns bei Robert in der Wohnung noch schnell um, kauften im Novotel noch ein kleines Hochzeitsgeschenk und eine Karte und fuhren dann nach Remera in die katholische Kirche. Vor der Kirche standen schon zwei Autos mit Brautpaaren und Bernard hatte uns bereits auf dem Weg nach Kigali erzählt, dass die Braut von Eugène gemeinsam mit ihrer Schwester heiraten würde. Eigentlich sollte die Hochzeit ja um 1 anfangen,und gegen halb2 ging es dann auch endlich mal los, allerdings nicht nur mit zwei Brautpaaren, sondern gleich mit fünf und insgesamt acht Priestern! Mit fünf Brautpaaren war schon etwas eigentümlich, aber das scheint wohl hier so üblich zu sein. So hatten dann auch die beiden Schwestern quasi ihren eigenen Pfarrer und die anderen drei Brautpaare dann auch jeweils einen. Leider haben wir natürlich nichts verstanden, aber es wurden alle „Phasen“ der Zeremonie immer der Reihe nach für alle Brautpaare durchgeführt, soweit haben wir noch durchgesehen. Dazu haben dann auch noch zwei Chöre gesungen und bei einem der letzten Lieder haben dann sogar die Schwester von Eugènes Frau und ihr Mann sowie deren Trauzeugen mitgesungen. Das war schon ein bisschen feierlicher als die moslemische Hochzeit beim letzten Mal und mehr nach meinem Geschmack. Zumal die Braut (eigentlich ja die Bräute) auch gefragt wurde und sie so schön gestrahlt hat :) Und ich hab sogar ganz tapfer durchgehalten und gar nicht geheult ;-)

5 Hochzeitspaare und 5 von 8 Priestern  Das stolze Brautpaar: Eugène und Immaculée  Nicole auf der Jagd

Burundische Trommler   Abendessen bei der Hochzeit
Nach der Trauung ging es in die „Bambino Super City“, einem Erholungspark etwas außerhalb Kigalis, wo an die 500 Gäste (mein Kollege schätzte sogar 600) zusammenkamen und einer schönen Feier mit tollen Tänzern und burundischen Trommlern beiwohnten. Diesmal gab es sogar was zu essen für alle: Kartoffeln, ein Brochette und eine Teigtasche. Da wir aber am Samstag früh aufstehen wollten, konnten wir leider nicht mehr so lange bleiben, auch noch unser Geschenk zu überreichen. So eine Hochzeit zieht sich echt ganz schön hin! Aber wir haben es dann meinen Kollegen mitgegeben, so dass es hoffentlich seine Empfänger erreicht hat.

Und jetzt seid ihr bestimmt neugierig, warum wir am Samstag so früh raus mussten :) Wir sind um halb6 abgeholt worden, um in den Akagerapark zu fahren! Ursprünglich wollten wir das mit Robert machen, aber der hat natürlich wieder kurzfristig einen anderen Auftrag bekommen, so dass er uns einen Freund geschickt hat, der uns durch die Gegend kutschiert hat. Ein echt lieber Kerl, der uns auch schon am Abend von der Hochzeit abgeholt hat. Als wir dann – noch nichtmal in Rwamagana angekommen – schon einen Platten hatten, tat er uns ganz schön leid. Ihm tat es auch furchtbar leid, obwohl er ja gar nichts dafür konnte, aber so waren wir dann ganz schön spät dran, als wir in den Akagerapark kamen. Wir haben dennoch noch einen Guide bekommen und konnten uns auch darauf einigen, in den Norden zu fahren, weil ich da noch gar nicht war und es dort oben etwas größere Herden geben sollte. Die Landschaft ist dort auch nochmal ganz anders, wie ich mich selbst überzeugen konnte. Auch wenn wir diesmal wesentlich mehr Zeit auf den geteerten Straßen Ruandas als im Park selbst verbracht haben, war es doch wieder ein tolles Erlebnis! Besonders viel Spaß hat es wohl gemacht, weil wir in dem Minibus, mit dem wir gefahren sind (mit 4WD!), auf die Sitze steigen und oben aus dem Dachfenster gucken und Fotos machen konnten. Unserem Fahrer wurde es dann aber wohl doch etwas mulmig, als wir durch die Savanne auf die Büffelherde zugefahren sind und der Guide ihn immer weiter fahren ließ. Aber wie ich gestern auch nochmal nachgelesen hab, sind die Büffel nur gefährlich wenn sie alleine sind. Ich finde ja, sie sehen ziemlich dämlich aus ;-)

männliches Impala  Zebras in der Savanne  Büffel auf der Flucht

ein Giraffenknäuel im Akagerapark   zwei Nicoles im Akagerapark  die Reisegruppe: Nicole2, Emmi, Charles und Nicole1

Den Sonntag haben wir dann entspannt mit einem Frühstück im Bourbon Coffee begonnen und wollten dann eigentlich Souvenirs einkaufen gehen, aber leider hatten die meisten Geschäfte geschlossen, so dass wir die meiste Zeit in einer Buchhandlung verbracht haben. Nachmittags ging es dann an den Pool vom Novotel, wo wir noch genüsslich das Wochenende ausklingen ließen, bevor es wieder in den Bus nach Butare ging.

leckeres Frühstück  paradiesisch im Garten vom Novotel

So, jetzt wisst ihr, was wir hier so getrieben haben, die letzten Tage. Ein paar von euch werden jetzt aber bestimmt gerne noch wissen wollen, wie denn die Ruander hier Weihnachten feiern. Leider kann ich dazu gar nicht viel sagen. Offenbar scheint es aber üblich zu sein – zumindest bei den jüngeren – an Weihnachten auf Parties oder in die Disco zu gehen und wir wurden etwas schräg angeguckt, als wir erzählten, dass wir ganz traditionell mit Weihnachtsbaum und Singen den Abend verbracht haben. Robert war jedenfalls erst um 5 im Bett, hatte aber seiner Familie zwei Tage vorher noch eine Ziege und einen Sack Reis nach Uganda geschickt. Komische Vorstellung…

Reicht für heute, oder? ;-)

3 Kommentare

3 comments on “Weihnachten in Ruanda

  1. Wirklich tolle Bilder.
    Lg grüsse aus Hamburg

  2. MoniW sagt:

    Sehr schöne Bilder! Den Jungs haben vor allem die Zebras und die Giraffen gefallen. Und natürlich die Trommler auf der Hochzeit.
    Liebe Grüße und ein gutes Neues Jahr!
    Moni

  3. Mama sagt:

    Für heute reicht es, danke. Ihr seid wirklich zu beneiden – jedenfalls meistens. Unser traditionelles Weihnachten war für uns auch sehr schön und nicht so stressig für mich. Der Reha sei Dank. Das Entre cote war sehr gelungen. MAMA umarmt Dich

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