„Wie lebt ihr denn da so?“

… werde ich oft gefragt. Kurz gesagt: prima :) Wer etwas mehr wissen will, sei eingeladen, die folgenden Zeilen zu lesen ;-)

Zunächst mal räumlich: Fotos vom Haus und von den Zimmern habe ich euch ja letztens schon gezeigt. Hier seht ihr mal, wie es vor dem Gartentor aussieht:

Blick die Straße rauf

Blick die Straße rauf

Blick die Straße runter

Blick die Straße runter

Die Gegend ist total ruhig und besteht ausschließlich aus Einfamilienhäusern, die an der oberen Straße auch mal etwas größer ausfallen können und z.T. unbewohnt sind, weil keiner die Mieten bezahlen will, die dafür verlangt werden. Wie ihr seht, ist die Straße an unserem Haus ziemlich steil (ich hoffe, man sieht das), was mit dem Buggy nicht so einfach ist, zumal sie ja auch nicht asphaltiert ist. Aber das soll jetzt auch bald geändert werden. Wir fragen uns bloß, wie wir während der Bauarbeiten zu unserem Haus kommen. Ich bin sehr gespannt, wie sie das lösen. In Deutschland würde ich sagen, sie machen erst den Fußweg, damit man wenigstens zu Fuß zu seiner Hütte kommt, aber dafür reicht hier der Platz nicht. Und sonst asphaltieren sie wahrscheinlich erst die Straße und bauen dann die Häuser… So scheint es derzeit auf dem gegenüberliegenden Hügel geplant zu sein. Da wurde den Sommer über alles platt gemacht und jetzt fahren da ständig die LKW rauf und runter und ein großer Bagger hat am Wochenende eine große Schneise gebaggert. Spannend. Das sind eigentlich neben den Vögeln auch die einzigen Geräusche, die man hier hört. Zu den üblichen Zeiten hört man dann auch mal ein anderes Auto die Straße rauf oder runter fahren. Und bei den Nachbarn gibt es gekrönte Kraniche, das Wappentier von Uganda, die man ab und zu schreien hört. Und irgendwo gibt es auch einen Hund. Ach ja: letzte Woche ist auch ein Huhn durch unseren Garten gerannt :) Und eine Katze kommt auch ab und zu zu Besuch.

Bauarbeiten am Hügel gegenüber

Bauarbeiten am Hügel gegenüber

Tja, wie beschreibe ich euch jetzt, „wie“ man hier so lebt?
Mein typischer Tag sieht momentan so aus: Ich stehe um 6 auf, mach mir einen Tee und setze mich an meinen (neuen :)) Schreibtisch. Da morgens das Internet besser ist als abends lese ich erstmal meine Mails und beantworte die wichtigsten bzw. die, wo es schnell geht, viele sind es eh nicht. Dann arbeite ich ein bisschen an meiner Dissertation. Gegen halb8 wacht dann Patricia auf und kommt angetappert. Letzteres wird jetzt nicht mehr so leicht sein, weil sie aus ihrem Bett mit dem Moskitonetz nicht mehr ganz so leicht raus kommt. Ich bin gespannt, wann sie das erste mal rausklettert. Dann mach ich uns Frühstück (derzeit Müsli mit Joghurt und Banane), das wir an unserem neuen Esstisch zu uns nehmen, putze Patricia die Zähne, ziehe sie an und dann kommt um halb9 Joy, die Nanny. Die beschäftigt dann Patricia, wäscht nebenbei ggf. noch die Wäsche oder putzt das Haus, während ich an meinem Schreibtisch sitze, bzw. noch irgendwas erledigen muss. Eigentlich ist der Plan, dass Joy dann auch was zum Mittagessen kocht, aber da mir das bisher zu kompliziert ist und ich auch noch Spaß am Kochen habe, mache ich das derzeit noch. So gibt es meist zwischen 12 und halb1 etwas zu essen, dann wird Patricia in den Buggy verfrachtet, in dem sie dann einmal kurz die Straße rauf und runter kutschiert wird, damit sie einschläft. Im Bett wird das derzeit nichts. Bloß gestern ist sie halt schon am Tisch eingechlafen. Ich hoffe, dass sich das noch so gut einpendelt, dass sie demnächst mittags (und abends) auch in ihrem Bett einschläft. Während Patricia schläft, sitze ich wieder an meinem Schreibtisch und Joy putzt noch ein bisschen. Ich weiß immer gar nicht, was sie so alles zum Putzen findet, aber wenn es ihr Spaß macht :) Joy geht dann meist so gegen 14 Uhr. Je nachdem, wann Patricia dann wach wird, machen wir uns dann einen Cappuccino und eine warme oder kalte Milch und nehmen uns einen Keks oder ein Stück Schokolade und machen es uns auf der Terrasse gemütlich. Vorgestern waren wir noch eine Runde spazieren, bzw. ich war spazieren und Patricia hat sich mal wieder kutschieren lassen. Aber so sind wir wenigstens mal aus dem Haus gekommen. Dann wird nachmittags meistens noch gemalt und Musik gehört und ein bisschen Quatsch gemacht.

Bis hierhin fehlt eindeutig der Papa in der Geschichte. Meistens ist der bis dahin auch schon seit früh unterwegs, auch wenn es nur in Kigali Dinge zu erledigen gibt. Je nachdem, wie spät er nach hause kommt, gehen wir dann abends zusammen essen oder ich koche dann was. Das kommt auch manchmal darauf an, ob wir Zeit hatten, was zusammen einzukaufen, oder mir rechtzeitig was eingefallen ist, was ich kochen könnte, damit ich Robert beauftragen kann, etwas mitzubringen. Am Samstag sind Patricia und ich auch zusammen mit dem Taxi zum Einkaufen gefahren. Aber das versuche ich zu vermeiden. Dann könnte ich ja auch im KaDeWe einkaufen gehen ;-) Normalerweise kaufe ich jetzt immer bei Frulep ein, das ist nicht so weit wie zum großen Markt, aber man bekommt trotzdem außerordentlich gutes Gemüse und Obst zu vernünftigen Preisen wie ich finde. Und das ohne feilschen zu müssen. So gebe ich meist etwa 10 Euro für Obst und Gemüse aus, was dann etwa für eine halbe Woche reicht (je nachdem, wie viele Bananen Patricia verputzt ;-)). Und dann nochmal etwa 30-40 Euro im Supermarkt nebenan für alles andere, also Joghurt, Saft, Käse, Butter, u.a. Was dann meistens den Preis hoch treibt ist der Saft (aber nur das Wasser trinken ist mir auch zu langweilig) sowie Konserven oder Luxusgüter wie Backpapier von Toppits für 6 Euro (!) – hab aber kein anderes gefunden. Da kann man dann auch 10 Euro für’s Taxi ausgeben…

Was ich hier denn so koche? Entweder was aus Patricias Kochbuch für Kleinkinder, das ist dann mit viel Gemüse. Chili con Carne gab es letztens z.B. oder auch Eierkuchen. Vorgestern habe ich eine Sußkartoffel-Apfel-Suppe mit Curry gekocht, wozu ich Baguette essen wollte. Das musste ich dann auch selbst backen. Ist nicht ganz so lecker geworden wie vom Bäcker, aber mit einem anderen Mehl und dem vergessenen TL Zucker wird es vielleicht besser. Vielleicht hat Alex noch einen Tipp? Im Gasofen ist halt auch die Temperatur immer schwer regulierbar. Letztens haben wir auch eine total leckere Karotten-Ingwer-Suppe gegessen. Oder Hähnchen mit Honigkruste und Süßkartoffelbrei und Karotten. Oder Nudeln mit Bolognese Sauce, oder Nudeln mit Gemüsesauce. Manchmal gibt es auch nur Rührei mit Schinken. Schnitzel mit Rahmauce und Spätzle hab ich auch schon probiert. aber die Spätzle sind nicht so toll geworden und haben mich ziemlich ins Schwitzen gebracht. Nächstes mal bringe ich meine Presse mit. Aber mit großer Freude habe ich letztens einen Rosmarinbusch im Garten „gefunden“, der in unserem Maisfeld steht. Da gab es dann gleich Rosmarinkartoffeln zum Lachsfilet (!) :-)

"mein" Rosmarin

„mein“ Rosmarin

Maisfeld im Garten

Maisfeld im Garten

Ich schätze, die meisten werden erstaunt sein (vielleicht auch ein bisschen enttäuscht), dass wir hier sehr europäisiert leben. Gestern kam nun auch noch eine neue Küche, nicht gerade IKEA, aber sieht jetzt schon aus wie eine Küche, wie wir Muzungu sie gewohnt sind. Ursprünglich hieß der Beitrag auch „Wie lebt MAN denn da so?“, aber ich glaube, zwischen „man“ und uns gibt es schon auch sehr große Unterschiede. Dazu gehört, dass Küche, Wohn-/Esszimmer, Flur und Bad gefliest sind und nicht nur mit gestrichenem Beton versehen wie die Schlafzimmer. Geflieste Schlafzimmer wäre dann sozusagen die nächst höhere Kategorie ;-) Da bezahlt man dann auch gleich nochmal nen Batzen mehr Miete für. Wen es interessiert: Wir bezahlen hier 300.000 RWF Miete, also gut 300 Euro für drei Schlafzimmer, Bad, Küche mit Abstellraum, Wohn- und Esszimmer sowie einem kleinen Raum, der von außen zugänglich ist und als Abstellraum genutzt wird, sowie ein kleines Außenbad für das Personal. Ich schätze mal, das sind insgesamt vielleicht knapp 100 m². Plus Garten. Manch andere Familie wohnt auch nur auf vielleicht 20 m² in einer Lehmhütte ohne fließend Wasser und Strom. Aber das wäre jetzt nicht so meins ;-) Robert hat schon viel investiert, aber er meint (und ich auch), dass man sich das schon bequem und gemütlich machen sollte, wenn man plant, eine gewisse Zeit an einem bestimmten Ort zu wohnen. Ich habe gestern auch noch einen Bücherschrank bekommen, so dass jetzt mein Büro auch fertig eingerichtet ist. Fotos muss ich euch morgen nachreichen, heute ist hier noch Chaos angesagt, weil die Küche noch nicht ganz fertig ist und deshalb noch nicht eingeräumt werden kann. Dafür gibt es noch ein paar neue Fotos aus dem Garten. Die Rosen blühen jetzt wunderschön, während ich letztens noch nach einer schönen Blüte suchen musste. Und lustigerweise hat der eine Busch sogar dreifarbig geblüht, inzwischen hat er nur noch weiße Blüten.

Rosenstrauch im Garten

Rosenstrauch im Garten

mehrfarbig blühender Busch

mehrfarbig blühender Busch

Ansonsten sind jetzt zwar endlich meine Kisten da und ich bin sooo froh, dass ich mein Besteck mitgebracht hab und meinen kleinen Kochtopf, wo man so gut Milch drin kochen kann und meinen Milchaufschäumer und etliches andere natürlich auch. Jetzt hätte ich zwar auch zahlreiche Sachen zum Dekorieren, aber dummerweise sind jetzt meine Nägel weg, die wir im Koffer hatten und die ich offensichtlich so ordentlich weggeräumt habe, dass ich sie nicht mehr finde. Deswegen hat es bisher dank Powerstrips  erst ein Berlin-Poster an die Wand geschafft. Sonst sind die Wände jetzt noch ganz kahl, was mich nervt. Ein bisschen werde ich noch suchen und dann werde ich wohl mal gucken müssen, wo ich hier welche bekomme. Wenn ich hier keine finde, bekommt ihr ne Bestellung ;-)

3 Kommentare

3 comments on “„Wie lebt ihr denn da so?“

  1. Nicsi sagt:

    Statt Schlaglöchern haben wir die ausgespülte Straße, die mit dem Buggy z.T. echt schwer zu bewältigen ist. Aber du hast recht, das meiste Wasser fließt in den Gräben ab (die mir immer wieder Angst machen, wenn sich zwei Autos auf der Straße begegnen…).

  2. Marina sagt:

    Liebe Nicole :wink: , bin immer wieder von deinem Schreibeifer begeistert, so bist du immer wieder nah.

    Schickes Haus und auch eure Wohnstraße wirkt super zivilisiert, wenngleich sie nicht asphaltiert ist.
    Keine Schlaglöcher und wenn es mal regnet fließt das Wasser hoffentlich rechts und links im „Graben“ ab.

    Weiter erfolgreiches Arbeiten und viel Freude
    Liebe Grüße aus Berlin

  3. Andrea sagt:

    Liebe Nicole :wink: , habe gerade mal wieder deinen Blog gelesen und freue mich das es euch gut geht und ihr euch gut eingelebt habt. Das Video mit Patricia ist ja herrlich :-D . Liebe Grüße aus Germersheim von den Brenne’s :roll:

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:wink: :-| :-x :twisted: :) 8-O :( :roll: :-P :oops: :-o :mrgreen: :lol: :idea: :-D :evil: :cry: 8) :arrow: :-? :?: :!: