Mit zwei Koffern à 23,6 kg, einer recht unhandlichen Tasche (mit einem Stokke-Hochstuhl und einer Kraxn) von ca. 16 kg plus Handgepäck (10 kg), Kindersitz für’s Auto (10 kg) und Wickeltasche haben Patricia (auch knapp 10 kg ;-)) und ich es dank unserer treuen Taxifahrerin Caroline letzte Woche pünktlich zum Flughafen geschafft. Ein bisschen tat mir der Herr am Schalter schon leid, der den Autositz und die Tasche sicherheitshalber in Plastiktüten verpackt hat. An meine beiden Koffer hat er jeweils ein „heavy“-Schild gehängt! Frechheit, war doch alles noch im Limit!
Im Flieger nach Brüssel war Patricia etwas quengelig, aber wer könnte ihr das verdenken, nachdem ich sie um kurz nach 4 schon aus dem Bett holen musste. Ich hatte ja gedacht, dass sie im Auto oder spätestens im Flieger wieder schläft, aber wahrscheinlich hat sich meine Aufregung zu sehr auf sie abgefärbt. In Brüssel konnte ich dann kaum noch meine Augen offenhalten, als wir auf den Flieger nach Ruanda gewartet haben, während Patricia fröhlich durch die Gegend krabbelte. Im Flieger nach Ruanda hatten wir glücklicherweise Plätze in der Notausgangsreihe. Eigentlich ja nur einen Platz, aber da die Maschine nicht sonderlich voll war, konnte ich den Platz neben mir auch noch in Beschlag nehmen. Den Mitreisenden sind wir zum Glück auch nur positiv aufgefallen und Patricia hat gleich wieder neue Freunde gefunden.
Robert hat uns und unser Gepäck mit seinem neuen (gebrauchten) Land Cruiser abgeholt – den Gepäckwagen zu schieben, war schwieriger als so ein großes Auto zu fahren! Die Rampen am Flughafen in Kigali sind aber auch einfach eine komplette Fehlkonstruktion. Mit dem neuen Kindersitz hatte Robert anfangs auch noch ein paar kleine Schwierigkeiten, aber so langsam hat er es raus. Für Patricia hat er extra ein neues Kinderbett und einen Wickeltisch gekauft. Beides nicht schlecht aber sündhaft teuer. Von dem Wickeltisch ist Patricia leider nur begrenzt begeistert. Sie wehrt sich vehement, auf dem Tisch gewickelt zu werden! Ich hatte gehofft, dass diese Phase vorbei wäre, aber dem scheint nicht so. Dafür scheint sie sich aber ansonsten umso wohler zu fühlen. Nach kleinen Startschwierigkeiten mit dem Papa hat sie ihn nun auch wieder in ihr Herz geschlossen. Und er würde sie natürlich am liebsten gar nicht mehr aus der Hand geben – was ihr trotz aller Liebe aber natürlich nicht passt. So schmutzig wie hier wird sie es in Berlin wahrscheinlich nur selten schaffen zu sein Mit den Nachbarn hat sie sich auch schon angefreundet und mit der Kraxn waren wir bei unseren kleinen Ausflügen in die Stadt immer eine kleine Attraktion im Viertel. Dabei haben wir letztens sogar auch eine ruandische Mutter mit einem halbwegs modernen Babytragesystem auf dem Rücken gesehen! Es ist zwar natürlich nicht so bequem wie mit dem Kinderwagen spazieren zu gehen, aber Patricia genießt die Aussicht und mit der Kraxn kommen wir wenigstens ab und zu mal ein bisschen raus.
Mit dem Essen kommen wir auch besser klar, als ich gedacht hätte. Ich war ja schon ganz schön verwöhnt mit der Gläschenkost und ich schätze, Patricias Ernährung war damit auch etwas ausgewogener, aber da ich sonst nicht viel zu tun habe, macht es mir schon auch Spaß, für uns 2-3 zu kochen. Meine gute Bolognese-Sauce hat sie zwar heute verschmäht, aber dafür schmecken ihr die kleinen Bananen, der frische Mangojoghurt und auch die Süßkartoffeln und Kochbananen scheinbar sehr gut.
In Kigali hat sich im letzten Jahr auch eine Menge getan. Wieder wurden viele Häuser abgerissen, um dem neuen Stadtplanungskonzept Platz zu machen und in der Innenstadt wurde schon vor einer Weile der Kigali Tower eröffnet, zu dessen Füßen früher die Überlandbusse weggefahren sind und wo man früher kaum treten konnte vor Autos, Bussen, Motorradtaxis und Fußgängern. Heute ist es dort fast ausgestorben und ich frage mich, ob die Geschäfte in dem Hochhaus genug Kundschaft haben. Ich habe auch noch nicht rausbekommen, wie man da in die oberen Etagen kommt – es sah so aus, als müsste man sich dafür extra mal wieder in eines der beliebten blauen Bücher eintragen lassen. Vielleicht probiere ich das ein andermal noch aus.
Abschließend noch eine Bestandsaufnahme anlässlich Patricias „11.“ Geburtstag: die ersten beiden Zähnchen unten sind inzwischen da, was glücklicherweise relativ unauffällig über die Bühne ging. 9,8 kg hat sie heute auf die Waage gebracht und mit etwas Mühe habe ich 74 cm gemessen, was auch ganz gut zu ihrer Kleidergröße passt, die sie zurzeit trägt. Vielleicht wird Patricia mal eine begeisterte Kletterin – hier versucht sie jedenfalls überall hochzuklettern, was nur ansatzweise dazu einlädt. Noch mehr als in Berlin muss ich hier auf der Hut sein, wenn es auffällig ruhig wird oder Patricia auf einmal im Nebenraum oder in der Küche verschwindet. Die letzten beiden Tage waren etwas anstrengend mit ihr. Zum Teil schiebe ich das auf die Malariaprophylaxe, die sie nimmt und die nicht gerade für schöne Träume bekannt ist. Ich bin hin- und hergerissen, ob ich die Tabletten absetzen sollte oder nicht. Aber da wir hier trotz neuer Netze an den Fenstern und zumindest bei Patricia auch einem Moskitonetz über dem Bett ganz schön zerstochen werden, trau ich mich das auch wieder nicht. Ich hoffe mal, sie leidet nicht zu sehr unter den Medikamenten. Ich selbst nehme weiterhin gar keine Prophylase und hoffe auf mein Glück, dass mich keine Malaria-infizierten Mücken stechen…
„Noch mal Patricia“, sagt Miriam. Sie kann kar nicht genug bekommen von den Bildern, die ja auch wirklich zu süß sind.
Wir sind froh, dass ihr gut angekommen seid und „verfolgen“ euch weiter…
Liebe Grüße von Moni, Miriam und den Jungs(groß und klein)