Die Leiden einer ÖPNV-nutzenden Kinderwagenfahrerin

Mag ja sein, dass das jetzt schon alles viel besser ist mit dem Busfahren mit Kinderwagen und so. Trotzdem ist es zum Teil immernoch eine Zumutung finde ich. Letztens musste ich zum Zahnarzt. Grundsätzlich stellt sich hier natürlich schonmal die Frage, nehm ich die Kleine mit oder nicht. Da ich aber dachte, die Mitarbeiterinnen dort würden sich vielleicht freuen, sie mal kennenzulernen, nehme ich sie mit. Das war wahrscheinlich der grundlegende Fehler, der sich dann aber auf halben Wege nicht mehr rückgängig machen ließ. Da man ja nie weiß, wie die Fahrstühle so funktionieren und weil ich dachte, das wäre am bequemsten so, fahre ich den ganzen Weg nach Charlottenburg (Gegend Olivaer Platz) mit dem Bus. Ist ja eigentlich auch gar kein Problem, muss man ja nur einmal umsteigen. Blöd nur, dass der 109, der vom Flughafen in die Stadt fährt Verspätung hat und entsprechend voller ist als erwartet. Doppelt blöd, weil eine Rollstuhlfahrerin mit drei Koffern natürlich den gesamten Platz einnimmt, der sonst für drei Kinderwagen reicht. Ich frag mich ja eh immer, warum es in den Bussen, die zum Flughafen fahren immer so wenig Platz gibt… Da ich keine Lust habe, auf den nächsten Bus zu warten und zu riskieren, dass der dann auch wieder voll ist, stelle ich mich mit dem Kinderwagen also in die Tür. Zum Glück macht das der Busfahrer auch so mit. Ist ja auch nicht selbstverständlich… Irgendwo steigt noch ein Kinderwagen ein. Prima! De andere Kinderwagen, der dort auch noch an der Bushaltestelle steht, muss leider auf den nächsten Bus warten. Ein paar Stationen weiter steigen zum Glück sowohl der andere Kinderwagen als auch die Rollstuhlfahrerin inkl. Gepäck und Begleitung aus. Jedenfalls wollen sie das. Nachdem der andere Kinderwagen ausgestiegen ist, schleppt die Begleitung der Rollstuhlfahrerin die Koffer an mir und dem Kinderwagen vorbei durch die Tür. Ich wäre ja auch ausgestiegen, wenn man mich gelassen hätte! Prompt blökt die Rollstuhlfahrerin, dass sie aussteigen will. Jaaahaaa, hab ich doch gemerkt! Bloß stehe ich jetzt so blöd mit dem Kinderwagen in der Tür, dass ich ihn quasi rausschubsen müsste oder selbst drüber springen oder so. Der Busfahrer ist glücklicherweise so freundlich und hilft mir den Kinderwagen rauszuschaffen und schaut auch ganz mitleidig. Wenigstens regnet’s nicht – immer positiv denken… So schaff ich es dann also doch mit nur 15 Minuten Verspätung zum Olivaer Platz, der Busfahrer lächelt mir sogar noch freundlich zu und wünscht einen schönen Tag – der Tag ist fast gerettet ;-) Beim Zahnarzt vor der Tür stellen wir fest, dass der Kinderwagen nicht durch die Tür passt! Wo gibt’s denn sowas?! Tja, schöner Altbau. Man müsste den zweiten Flügel aufmachen, aber der Imbus, den man dafür bräuchte, ist nicht auffindbar. Also einmal über den Hof und durch den Hintereingang. Die Zahnarztgeschichte erspar ich euch. Kurz gesagt: Sie musste bohren und die Arzthelferinnen haben sich prima um Patricia gekümmert.
Da meine Schwester in der Gegend arbeitet, treffen wir uns zum Mittagessen. Da es ihr erster Arbeitstag nach dem Urlaub ist, denke ich, bring ich mal ein paar Blumen mit, als ich an einem Blumenladen vorbeikomme. Dummerweise müsste man, um da reinzukommen, aber eine Stufe hoch und dabei gleichzeitig irgendwie die Tür aufhalten und dann möglichst mit dem Kindewagen nichts umfahren – neee, lassen wir mal lieber. Glücklicherweise gibt es noch einen anderen Blumenladen auf dem Weg, bei dem Patricia zwar auch draußen warten muss, aber ich kann sie immerhin im Blick behalten.
Den Rückweg will ich vom S-Bahnhof Savignyplatz antreten. Dort gibt es ja einen Fahrstuhl, also schlage ich das Angebot meiner Schwester aus, uns zu begleiten und mir zu helfen, den Kinderwagen die Treppen hochzutragen. Der nächste Fehler des Tages. Der Fahrstuhl ist nämlich kaputt. Und da eine weitere Mutter auch etwas verzweifelt davor steht, helfen wir uns gegenseitig, unsere Kinderwagen die Treppen hochzutragen.
Am Alex muss ich umsteigen und warte gefühlte Stunden auf die einzelnen Fahrstühle, bis ich endlich bei der U8 angekommen bin. Irgendwann muss ich da mal die Zeit stoppen…
Friedrichstraße war der Fahrstuhl am Dienstag komplett außer Betrieb. Ganz prima, wenn man auf den oberen Bahnsteig will. Da kommt man nämlich nicht hin, ohne wenigstens ein paar Stufen zu gehen, habe ich festgestellt. Eine ältere Dame war so freundlich, mir zu helfen…

Wie gut, dass ich gut zu Fuß bin und viele Strecken einfach per Pedes zurücklege, so dass ich mich nicht allzu häufig ärgern muss. Aber meistens ist es ja dann eh in den Momenten, wo man es eilig hat, dass der Bus schon voll ist und man mit dem Kinderwagen nicht mehr reinkommt. Letztens quetschten wir uns auch mit vier Kinderwagen und einem Rollator in den Bus. Die Dame mit dem Kinderwagen, die sich als letzte reinzwängte, hätte allerdings auch keine zwei Meter zu Fuß geschafft schätze ich, weil sie auf ihren Highheels schon fast nicht in den Bus gekommen wäre, ohne sich die Haxen zu brechen. Ich gab ihr den guten Rat, doch einfach bequeme Schuhe anzuziehen, aber sie meinte, sie müsse die noch einlaufen. Na wenn sie meint, dass sich das lohnt… ;-)

3 Kommentare

3 comments on “Die Leiden einer ÖPNV-nutzenden Kinderwagenfahrerin

  1. Nicsi sagt:

    Kleiner Nachschlag: Heute wurde der Fahrstuhl in Wittenau auch noch als Lieferantenaufzug missbraucht, womit er erstmal 5 Minuten (gefühlte 20 ;-)) außer Gefecht gesetzt wurde. Da fahren die doch echt eine Palette mit Getränken in den Fahrstuhl, um dann über die Rolltreppe nach oben zu hechten, wo sie dann die Palette stapelweise abräumen und die Kisten am Rand aufstapeln, um sie dann mit einer Sackkarre zum Imbiss zu fahren. Isch krig die Krise!

  2. Gregor sagt:

    Die Geschichte kannst du doch deinen Jungs geben, dir wir da mal auf der Lesebühne gesehen haben :)

  3. alex sagt:

    oh weih… ich kann mich gut erinnern und war damals schon nach wenigen wochen froh, dass wir von wien gegezogen sind. dort gibt es zwar lifte usw., aber um die zu benützen, macht man 100e von km mehr als normale öffis-benutzer, weil sie immer irgendwo am a… installiert sind. ja… solbald die kleine gehen kann, dafür einen zusammenklappbaren buggy ankaufen. bei problemen buggy unter den arm, kind geht selber und alles ist gut…

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