Mittagspause in Kigali

Ich will euch doch auch mal an meiner Mittagspause teilhaben lassen :) Ich sitze gerade im Bourbon Coffee und nutze das für Essende kostenlose WLAN, während mein Cheeseburger und die Pommes kalt werden…

Gestern hatte ich mal wieder einen recht ereignislosen Arbeitstag, aber dafür bin ich dann schon nachmittags wieder nach Kigali gefahren. Vor meiner Abfahrt hatte ich mir noch ein bisschen Proviant im Matar-Supermarkt (das ist der, der von den Libanesen geführt wird) besorgt und wurde beim Verlassen des Supermarktes gleich von einer Frau mit Kind, einem weiteren Kind und einer älteren Frau um was zu Essen oder Geld angebettelt. Da ich ein schlechtes Gewissen hatte, zu sagen, ich hab nix, wo ich gerade aus nem Supermarkt komme, hab ich ihnen mein Wechselgeld (für jeden 100 RWF, also ungefähr 15 Euro-Cent) in die Hand gedrückt. Auf der anderen Straßenseite hab ich dann nem anderen Kind noch eine meiner Teigtaschen, die ich gerade gekauft hatte, gegeben und wenig später dann auch die zweite einer weiteren Frau mit Kind. Damit war dann aber meine Gutmütigkeit auch erschöpft, ebenso wie mein Kleingeld und das Essen, was ich hätte weggeben können bzw. wollen. Die Kekse, die ich außerdem gekauft hatte, wollte ich dann doch noch behalten ;-)

Als ich dann an der Bushaltestelle stand, kamen aber noch zwei weitere Frauen und das Kind, das vorher schon die Teigtasche bekommen hatte, an, und wollten auch noch was haben. Der junge Mann neben mir hat sich darüber amüsiert und hat mich gefragt, was ich getan hätte, sie wären so wütend auf mich. Und er hat dann übersetzt, dass die Frauen wohl so erzürnt seien, weil sie gesehen haben, dass ich einer anderen Frau schon zweimal was gegeben hätte (das war die erste, mit dem kleinen Kind), sie haben was von 2000 RWF gesagt, vielleicht hat er es aber auch nur falsch übersetzt, weil es jetzt insgesamt 200 waren. Jedenfalls waren sie wohl der Meinung, ich wäre schließlich reich und solle ihnen gefälligst was geben. Aber ich hab ihnen mitteilen lassen, dass Ruanda ca. 9 Mill. Einwohner hat, von denen wohl die meisten Hunger haben und ich schließlich nicht allen was geben kann. Also werde ich wohl wieder zu meiner alten Gewohnheit zurückkehren und keinem mehr was geben…

Die Fahrt selbst war wieder reichlich langweilig. Beim Lesen ist mir leider etwas übel geworden, so dass ich das dann lieber gelassen hab und mein MP3-Player hatte gegen das Geplärre vom Radio leider auch keinerlei Chance, ohne dass ich mir mein Gehör zerstört hätte, also hab ich irgendwann auch das aufgegeben. Schlafen kann man bei dem Lärm und bei den Kurven aber nun auch nicht (jedenfalls ich nicht – die Ruander scheinen damit keine Schwierigkeiten zu haben), also blieb nur aus dem Fenster schauen und abschalten.

Zwischendurch hatte ich immerhin noch eine kurze Unterhaltung, weil ich gerade ein deutsches Buch lese („Am Anfang war das Wort“, ein Krimi, der in Israel spielt) und mein Nachbar fragte, was das für eine Sprache sei. Er meinte daraufhin, dass Deutsch ziemlich schwer sei, aber ich hab gesagt, Kinyarwanda sei viel schwieriger, aber wie er richtig festgestellt hat, käme es wohl darauf an, wo man herkommt. Als am Mittwoch die Amis da waren, haben wir beim Mittagessen versucht, ein bisschen Kinyarwanda zu lernen, aber bei manchen Wörtern hat man einfach das Gefühl, sich die Zunge zu brechen. Ich hab inzwischen auch einen neuen Namen bekommen: Klingt so ähnlich wie Kanjana (vielleicht auch Kananja?) und bedeutet wohl soviel wie Kälbchen. Ich wusste nicht genau, was ich davon halten soll, aber sie haben mir gesagt, dass das ein positiver Name sei, weil die Kälbchen in Ruanda sehr wertvoll sind. Na gut, nehmen wir mal so hin ;-) Deo wollte mich ja schon Nic nennen, weil er meinte Nicole sei zu lang, aber ich hab mich gewehrt, weil Nic nun mal die andere Nicole ist. Na mal sehen, was ich sonst noch für neue Namen bekomme…

Zum Weiterarbeiten hab ich mir jetzt noch nen „Tango Mango Breeze“ gegönnt. Man ist das lecker! Aber auch ziemlich teuer hier alles. Da bin ich froh, dass ich nicht jeden Tag hier und den Versuchungen des Luxus‘ ausgesetzt bin…

Tango Mango Breeze :)

Auf dich, Onki! Laola

PS: Ich bin mir nicht sicher, ob man auch ne Benachrichtigung bekommt, wenn ein Artikel geändert wurde, also guckt mal in die vorigen Berichte rein, ich hab noch zwei Fotos nachgereicht ;-)

6 Kommentare

6 comments on “Mittagspause in Kigali

  1. AlexM sagt:

    Your blog is interesting!

    Keep up the good work!

  2. Joseph sagt:

    Muraho (= hallo) Nicole,

    polysynthetisch ist eine Sprache dann, wenn mehrere Satzteile in einem Wort zusammengebacken werden, wie etwa mufite = du hast (oder übrigens: inyana = das Kälbchen, während nyana = Kalb; zuba =Sonne). Das unpraktische daran ist, dass die Hilfswörter als Vorsilben (Präfixe) angebaut werden, so dass man in keinem Wörterbuch vernünftig suchen kann :-)
    Genitive werden (jedenfalls manchmal) irgendwie mit w‘ gebildet, angeblich wie im Japanischen, d.h. ich hab keine Ahnung ob das ganze so wirklich stimmt.
    Umeze gute? heißt etwa soviel wie How are you doing?, und muramuke ist das Goodbye, was man am Abend sagt.

    Für heute erstmal ijoro rwiza (gute Nacht)

  3. Nicsi sagt:

    Poly-was-bitte? Du hast wohl echt nix zu tun, was? :) Lieferste mir auch noch die Uebersetzung, bitte? In meinem Woerterbuch steht naemlich lediglich amafaranga und das haette ich auch gerade noch selbst gewusst…

  4. Joseph sagt:

    In der Tat, es war nicht ganz einfach, die paar Zeilen zusammenzustellen: die Wörter aus einem Lexikon Schwedisch-Kinyarwanda, den Satzbau aus einem Vergleich der UN-Menschenrechts-Deklarationen, die es in allen Sprachen gibt, die Wortstellung aus einer Grammatik-Analyse von Japanisch, Kurdisch und Kinyarwanda, und dazwischen ein paar Brocken aus einem italienischen Blog… :-)
    Die polysynthetische Präfix-Struktur kannte ich noch von früher aus einem sehr guten Buch über die Indianer-Sprache Mohawk, die damals im Krieg für die Verschlüsselung von Nachrichten verwendet wurde.

    Da schwirrt mir jetzt noch der Kopf, aber ich fühl mich schon fast wie ein umwirabura…

  5. Nicsi sagt:

    mensch, du kannst ja schon besser Kinyarwanda als ich :( Haste das alles aus der Zeitung?
    Aber Geld krichste keines! ;)

  6. Joseph sagt:

    muraho, murumuna w’izuba…

    umeze gute?
    hasi mufite amafranga :-)

    muramuke

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