Halbmarathon in Kigali

… und ich war dabei!

Dass ich dieses Jahr den Halbmarathon mitlaufen würde, hatte ich mir letztes Jahr gewünscht, als ich den 5-km-Run-for-Fun mitgelaufen bin. Dass ich das tatsächlich schaffen würde, habe ich bis zuletzt etwas angezweifelt, weil ich in den letzten drei Monaten bei weitem nicht so trainieren konnte, wie ich mir das vorgenommen hatte. Vor vier Wochen war ich einen Teil der Halbmarathon-Strecke gelaufen – knapp 16 km immerhin, aber das war auch die längste Strecke, die ich jemals gelaufen bin. Da habe ich in Nyarutarama noch gehofft, dass die Strecke nicht bis zum Ende der Straße gehen würde, weil der Hügel dort mich schon ordentlich gefordert hat. Als ich dann die Karte sah und feststellen musste, dass die Strecke bis zum Aberdeen House und dann durch Gacuriro geht, hatte ich vor dem dortigen Hügel schon einen ziemlichen Respekt. Dafür kam mir dann der erstgenannte Hügel wie ein Klacks vor….

Zunächst war es – wie im letzten Jahr – eine Herausforderung für sich, überhaupt zum Stadion hinzukommen, ohne hinlaufen zu müssen. Ich hatte mir schon am Vorabend meinen Taxifahrer bestellt und ihn schon vorgewarnt, dass es schwierig werden könnte, durchzukommen. So war es dann auch. Bereits beim Minagri war die Embassy Road gesperrt und wir mussten durchs Tal nach Nyarutarama. Grundsätzlich kein Problem, bloß dass wir dann dort über die Straße rüber und hinterm RDB lang wollten, die Straße aber auch schon zum Reinfahren gesperrt war, auch wenn dort noch Autos fahren durften. Das hab ich nicht so ganz eingesehen und habe kurzerhand die Absperrung hochgehoben, hab mein und ein anderes Auto durchfahren lassen und bin wieder ins Auto gesprungen. Bloß doof, dass wir dann vorne beim RDB wieder nicht links abbiegen durften. So mussten wir dann noch eine kleine Extrarunde durch Rugando drehen, aber kamen dann doch tatsächlich ziemlich nah ran ans Stadion, was mir dann reichte.

Im Auto hatte ich festgestellt, dass ich in meiner morgendlichen Umnachtung meine Laufhose verkehrtrum angezogen hatte. Wie peinlich! Also machte ich mich auf die Suche nach einer (Damen)Toilette, die aber alle abgesperrt waren, so dass ich dann mit zwei anderen Damen auf’s Herrenklo bin. Da war es dann schon etwa 7:25 Uhr und um 7:30 Uhr sollte der Start für den Halbmarathon sein. *Räusper* So schön wie das Stadion ist, so schlecht ist die Akustik… Von den Ansagen, die dort gemacht wurden, habe ich maximal die Hälfte verstanden (also von den englischen Ansagen), was offensichtlich vielen so ging, jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass keiner so recht wusste, wo wir hin müssen. Schließlich wurden wir hinter dem Start/Ziel-Tor etwas weiter nach hinten gescheucht und kurz vor dem Start dann direkt vor das Tor gelassen. Da war es dann ca. 7:40 Uhr. Also noch ziemlich pünktlich für ruandische Verhältnisse. Um 7:45 Uhr sollten allerdings eigentlich schon wieder die 5km-Läufer starten (allerdings vor dem Stadion) und um 8 die Marathonläufer. Da war ich dann aber schon über alle Berge ;-)

Stadion kurz vor dem Start

Stadion kurz vor dem Start

Nicole kurz vor dem Start

Nicole kurz vor dem Start

kurz vor dem Start

kurz vor dem Start

kurz vor dem Start

kurz vor dem Start

Ich habe recht locker angefangen, auch um ein bisschen aus dem Pulk rauszukommen, damit mir keiner ein Bein stellt. Wenn man vom Stadion an Chez Lando vorbei Richtung Nyarutarama läuft, geht es gleich mal nen Hügel runter, was zum Anfang recht angenehm war, da konnte ich ein bisschen Gas geben, ohne viel Kraft zu brauchen. Beim RDB die Straße beim MTN Center vorbei hat allerdings wiederum mehr Hügel als man denkt, wenn man immer nur mit dem Auto da lang fährt. Obwohl ich ja einen Teil schon häufig zu Fuß dort gegangen bin und auch einen Teil dort gerannt bin, kam es mir so vor, als hätten die Hügel erheblich zugenommen, seit ich das letzte mal dort gewesen war. Und auch sonst zieht sich die Straße dort ganz schön. Dann kam der erste RICHTIGE Hügel (der oben erwähnte), den ich dann aber ziemlich flott angegangen bin und ihn damit auch schnell hinter mir lassen konnte. Das ging besser als gedacht. Hinter der Kurve erwartete uns dann die erste Erfrischung und mir kamen die ersten Läufer entgegen, die damit etwa schon 3 km Vorsprung hatten. Na guuut, Erste würde ich wohl nicht mehr werden ;-) Ich habe mir zum Glück gleich eine Flasche Wasser mitgenommen, auch wenn ich noch ein bisschen ohne durchgehalten hätte, aber da der nächste Hügel schon in Blickweite war, war das definitiv eine gute Entscheidung (auch, weil auf dem Rückweg nichts mehr da war!). Ich hätte gerne gesagt, ich bin die ganze Strecke durchgelaufen (also zumindest ansatzweise gerannt), aber als mein Puls beim nächsten Hügel auf 180 war, hab ich dann doch mal ein etwas langsameres Tempo gewählt und bin lieber den Rest nach oben gegangen. So konnte ich „in Ruhe“ was trinken und mich ein bisschen erfrischen. Meinem Handy/Kopfhörern zuliebe habe ich auf eine „Dusche“ verzichtet, aber etwas kaltes Wasser im Gesicht und auf den Armen war schon sehr angenehm. Wie geplant, war ich um 8:20 Uhr dann am Abzweig Aberdeen House, da war ich dann ganz optimistisch, dass ich den Lauf in einer annehmbaren Zeit rumbringen würde. Nun ging es durch Gacuriro, wo ich bisher auch eher selten unterwegs war. Dabei muss ich sagen, hat man von dort eine so tolle Aussicht, dass ich mir die Zeit nehmen musste, ein paar Fotos zu machen. Und ich glaube, da muss ich dann nochmal mit der guten Kamera einen Spaziergang hin machen.

Blick über die Baustelle in Gacuriro zum Stadtzentrum

Blick über die Baustelle in Gacuriro zum Stadtzentrum

zerstreutes Läuferfeld in Gacuriro

zerstreutes Läuferfeld in Gacuriro

Blick auf die Innenstadt von Gacuriro

Blick auf die Innenstadt von Gacuriro

Blick auf Kacyiru von Gacuriro

Blick auf Kacyiru von Gacuriro

Panorama mit Nyarutarama (links) und Kacyiru (rechts)

Panorama mit Nyarutarama (links) und Kacyiru (rechts)

Zwischendurch kam auch eine Gruppe Skater in einem Affenzahn vorbei gefahren, die wohl auch mal ausnutzen wollte, dass die Straßen gesperrt waren. Von Gacuriro ging es dann zurück durch Nyarutarama. Da kamen mir dann (gegen halb9) die Marathonläufer entgegen. Wo es vorher Wasser zum Trinken gegeben hatte, gab es jetzt nur nasse Schwämme zum Erfrischen und ziemlich viele leere Wasserflaschen auf der Straße, was ich ein bisschen doof fand. Die meisten haben nämlich nur ein bisschen was getrunken und dann die Flasche einfach fallen lassen. Hätte man die nicht wenigstens an den Rand werfen können, dass keiner drüber fällt?

Bergab nach Nyarutarama

Bergab nach Nyarutarama

Die Strecke durch Nyarutarama hat sich ganz schön gezogen und nach etwa einer Stunde habe ich gemerkt, dass ich meine Komfort-Zone verlasse und meine Energiereserven anzapfen muss. Da hat dann die Sonne schon ordentlich geknallt und Trinkwasser war weit und breit nicht zu sehen. Am Parlament musste ich deshalb auch trotz minimaler Steigung ein Stückchen gehen, weil mich vermutlich sonst gleich der Krankenwagen, der da gerade an mir vorbei fuhr, hätte mitnehmen können. Da habe ich dann auch angefangen, meine Oberschenkel zu spüren… Zum Glück kam dann ein wenig später etwas Schatten und auch eine Wasserstation, so dass ich mich wieder etwas erholen konnte.

Am KBC ging es dann vorbei bis zum Umubano und von dort dann wieder zurück – seit wann ist da ein Hügel???!!!! – natürlich schön rechts rum um den Kreisverkehr und von einem Schatten zum nächsten „flitzend“ am Simba vorbei, wo ich mir gleich die nächste Flasche Wasser gegriffen habe. Und dann kam der quasi vorletzte Hügel, hoch nach Remera. Puuuuuhhhhh! Dann noch durch Remera bis nach Kimironko außen um das Stadion rum, dann kommt der allerletzte Hügel – aaaaaaahhhhhhhh!!!!! – , den ich mit Satellite von Lena mit Bravur gemeistert habe, aber dann war doch ziemlich die Luft raus und ich musste doch noch ein Stückchen gehen. Den letzten Kilometer hab ich dann aber noch geschafft zu rennen, wenn auch recht langsam, und die letzten 100 Meter im Stadion hab ich dann sogar noch einen Sprint hingelegt. Schön an zwei Herren vorbei :-) Und damit kam ich nach 2 Stunden und 23 Minuten als 51. von 111 Damen, die den Halbmarathon beendet haben, ins Ziel. Ich bin zufrieden :-)

Nicole nach dem Zieleinlauf

Nicole nach dem Zieleinlauf

Dann gab es für jeden, der es durch das Ziel geschafft hat, eine Urkunde (leider steht da nicht mal drauf, welchen Lauf man gemacht hat und den Namen musste ich natürlich auch selbst eintragen) und ich hab mir erstmal zwei Flaschen Wasser geschnappt und mich ein bisschen ausgeruht.

Urkunde

Urkunde

Stadionstimmung beim Finishing

Stadionstimmung beim Finishing

Halbmarathon aufgezeichnet von Runkeeper

Halbmarathon aufgezeichnet von Runkeeper

Dann wieder aufzustehen, war eine Herausforderung für sich… Und nach hause zu kommen, wiederum eine weitere. Denn natürlich waren weiterhin alle Straßen gesperrt. So machte ich mich also ZU FUUUUSSSSSS!!!!! wieder auf den Weg nach hause. Auf dem Weg habe ich mir dann an den Wasserstationen wieder neue Wasserflaschen geholt, sonst wäre ich vermutlich auf dem Heimweg verdurstet. Einen Sonnenbrand habe ich mir jedenfalls dabei auch geholt. Bis zum Minagri musste ich laufen, dann habe ich endlich ein Motorrad-Taxi erwischt (gar nicht so einfach, mit Muskelkater auf ein Motorrad zu steigen!), das mich dann bis vor die Haustür gefahren hat. Die zwei Stufen zu unserem Haus hoch, waren nicht feierlich! Und als ich dann auf der Toilette saß, wäre ich am liebsten nie wieder aufgestanden. Allerdings ist die so unbequem, dass ich dann doch lieber unter die Dusche wollte. Und siehe da: Es gab sogar Wasser! aus der Leitung! mit annehmbaren Druck! in warm! Yipppiiiiieeeeeh!

Nachmittags habe ich mich dann mit einem schönen Steak mit Gorgonzola Sauce und Pommes (ein paar konnte ich vor Patricia retten) und einem groooßen Stück Tiramisu und einem Cappuccino belohnt. Und abends dann mit einer weiteren Dusche und einer Massage mit dem Massageöl, das mir meine liebste Zwillingsschwester geschickt hat. Zusammen mit einer Bauchtasche, die ich mir für den Halbmarathon bestellt hatte und die super Dienste geleistet hat. Und einem soooooo tollen T-Shirt:

mir doch egal...

mir doch egal…

Danke Schwesterherz! :-* Zufällig hatte auch noch eine Tüte Saftbären Platz in dem Päckchen. Ich fürchte, die werde ich mir mit Patricia teilen müssen. Aber den neuen Bezug für das Bügelbrett werde ich wohl ganz allein „genießen“ dürfen ;-) Da macht das Bügeln schon allein wegen der Optik etwas mehr Spaß…

1 Kommentar

One comment on “Halbmarathon in Kigali

  1. Katl sagt:

    Herzlichen Glückwunsch noch einmal zu deinem Erfolg! Und danke für den eindrucksvollen Bericht. Da fiebert man ja noch einmal richtig mit! Ich war in Gedanken bei dir.

    Schön, dass das Päckchen gerade noch rechtzeitig angekommen ist und die Saftbären nicht den Mäusen zum Opfer gefallen sind. Dass das T-Shirt gefällt und passt, freut mich natürlich auch. 8)

    Fühl dich ganz doll gedrückt!

    LG Katl

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:wink: :-| :-x :twisted: :) 8-O :( :roll: :-P :oops: :-o :mrgreen: :lol: :idea: :-D :evil: :cry: 8) :arrow: :-? :?: :!: