Erst drei Tage hier und schon Besitzerin einer TIN

Robert hatte nach seiner Rückkehr nach Kigali natürlich gleich wieder einiges zu erledigen, während Patricia und ich Koffer und Taschen ausgepackt und uns ein bisschen eingerichtet haben. Patricia hat beim Auspacken lauter Sachen entdeckt, die sie noch gar nicht kannte oder lange nicht gesehen hatte, wie ihre Gummistiefel oder verschiedene Sonnenhüte, die sie dann alle aufsetzen musste. Sehr drollig. Ich hab mich auf Anhieb heimisch gefühlt und den vielen Platz genossen, nach den etwas beengten Verhältnissen der letzten Wochen. Endlich nicht mehr aus dem Koffer leben zu müssen, ist wirklich eine erhebliche Erleichterung. Für die Hochzeit meiner Nichte habe ich mich nach dem passenden Bolerojäckchen in meinem Koffer fast dusselig gesucht … Das Bett im Hotel war ja auch schon sehr schön, aber im eigenen Bett zu schlafen, das auch noch so super bequem ist, hat doch noch eine andere Qualität. Patricia muss derzeit noch mit dem Gästezimmer vorliebnehmen, weil ihr Zimmer noch nicht fertig ist, aber das nehmen wir in der nächsten Woche in Angriff. Für ich wurden als erstes neue Schuhe gekauft: Ich hatte bei den vollen Koffern ganz vergessen und irgendwie auch einfach aufgegeben, andere Schuhe einzupacken als die Halbschuhe, die dem Herbstwetter in Berlin angemessen waren. Bei 30 Grad im Schatten aber nicht mehr so. So gab es mal rote Sandaletten :)

neue Schuhe

neue Schuhe

Jetzt haben wir ein Haus mit Garten und eigenem Wassertank. Im Haus gibt es ein Wohnzimmer, wo noch Platz für das Esszimmer und meinen Arbeitsplatz ist. Von dort aus kommt man in die ziemlich kleine Küche, die wir wohl auch irgendwann noch umgestalten müssen, um vernünftig drin kochen zu können. Es gibt auch eine kleine Kammer, deren Wand zur Küche aber ziemlich feucht aussieht, so dass man dort wohl maximal abgepackte Lebensmittel aufbewahren sollte. Vom Wohnzimmer aus kommt man in einen kleinen Flur, von dem aus man in die drei Schlafzimmer (links erst das Kinderzimmer, dann unser Schlafzimmer, hinten rechts das Gästezimmer) und das Badezimmer kommt. Wie ich erwartet hatte, gibt es einiges, was verbesserungsfähig wäre, aber immerhin gibt es fließend kaltes und warmes Wasser mit zufriedenstellendem Druck und bis jetzt auch durchgehend Strom ;-) Hier mal ein kleiner Rundgang durch Haus und Garten:

Unser Haus in Kacyiru

Unser Haus in Kacyiru

Wassertank im Garten

Wassertank im Garten

Die Aussicht von unserer Terrasse

Die Aussicht von unserer Terrasse

Wohn- und Esszimmer

Wohn- und Esszimmer

Die Küche

Die Küche

das eigentliche Kinderzimmer

das eigentliche Kinderzimmer

unser Schlafzimmer

unser Schlafzimmer

Gästezimmer derzeit belegt mit Patricia

Gästezimmer derzeit belegt mit Patricia

Das Badezimmer

Das Badezimmer

Rosen im Garten

Rosen im Garten

Rosen im Garten

Rosen im Garten

unbekannte Früchte

unbekannte Früchte

Glücksklee auf der Stufe zum Haus

Glücksklee auf der Stufe zum Haus

Gestern habe ich schon mein „Büro“ eingerichtet, zumindest was die Hardware angeht: Meine SIM-Karte musste registriert und der Internetzugang auf dem Handy eingerichtet werden und dann konnte ich noch meinen Drucker auspacken und einrichten. Über das Handy kann ich jetzt ein WLAN im Haus einrichten, über das ich dann mit dem Laptop und dem Drucker ins Netz kann. Technik, die begeistert :D Und das mitten in Afrika! Anfang der Woche haben wir einen Zeitungsartikel gefunden, wo sie darüber geschrieben haben, dass es bald an vielen öffentlichen Orten und sogar in Bussen kostenlosen Internetzugang geben soll. Da bin ich ja mal gespannt, wann das tatsächlich soweit ist. So großartig ist das Internet über das Telefon nämlich nicht. Mal sehen, ob es zum Skypen reicht. Das wollten wir heute eigentlich mal ausprobieren, Patricia und ich, aber da war die Verbindung sehr instabil. (Heute bin ich froh, wenn ich irgendwann alle Fotos hochgeladen und die Beiträge gespeichert habe…)

Heute stand dann die Beauftragung eines „Agenten“ für den Empfang meiner Kisten auf dem Programm. Die deutsche Firma, die den Transport organisiert hat, hat auch einen Partner hier in Kigali und die waren heute schonmal sehr hilfreich. Sie haben mir dazu geraten, eine eigene TIN (Tax identification number) zu besorgen, damit ich nur die hiesige Mehrwertsteuer bezahlen muss. Wenn Robert die Kisten offiziell bekommen hätte, hätte er wohl noch irgendwelche anderen Gebühren bezahlen müssen. Ich bin ja noch gespannt, was das dann am Ende kostet. Insgesamt wurden jetzt jedenfalls 150 kg verfrachtet. Und ich hoffe, es kommt alles heil und komplett an. Ich freu mich schon darauf, die Kisten auszupacken. Vor allem Patricias Spielzeug vermisse ich schmerzlich. Sie kann sich ja sonst schon gut selbst beschäftigen, aber derzeit sind die Möglichkeiten schon arg begrenzt. Und wenn dann auch noch ihr Zimmer fertig ist, wird sie sich hoffentlich auch bald richtig wohl fühlen. Momentan hab ich das Gefühl, dass sie das alles sehr beschäftigt, wer könnte ihr das verdenken? Sie schläft schlecht und träumt viel und ist zeitweise tagsüber unerträglich, insbesondere wenn sie nicht bekommt, was sie will. Ihr absoluter Lieblings“satz“ der letzten zwei Wochen ist „i Arm“. Robert gegenüber verhält sie sich manchmal auch noch sehr seltsam. Robert hat sich glaube ich sehr gefreut, als ihr erstes Wort nach dem Aufwachen „Papa“ war und nicht „Mama“. Ein bisschen hat sie noch Berührungsängste, aber ich habe schon das Gefühl, dass es jeden Tag besser läuft mit den beiden. Komischerweise hatte sie gestern in der „Mall“ keinerlei Bedenken Fremden gegenüber. Da hat sie innerhalb kürzester Zeit ca. 20 neue Freunde gefunden, weil sie einfach überall rumgerannt ist, während ich mit meinem Telefon beschäftigt war.

Trotz des Sprachwirrwarrs der letzten Woche macht Patricia großartige Fortschritte bei ihrem Wortschatz. Sie plappert fast jedes Wort nach, das man sagt und das klingt meist gar nicht mal so schlecht. Ich komme jedenfalls gar nicht mehr hinterher, alle Wörter aufzuschreiben. Sicherlich, manchmal muss man immernoch raten, was sie meint und ein Wort hab ich noch nicht entschlüsselt, aber von Milch über Tisch, Jacke, Schuhe, Hand, Arm, Haare, Teller, Löffel, Joghurt, bis Keks und Schokolade ist jetzt schon vieles dabei, was man gut verstehen kann. Körperlich liegt sie absolut im Durchschnitt sagte die Arzthelferin letzte Woche. Mit 12,5 kg wiegt sie zwar subjektiv viel, aber objektiv genau richtig. 83 cm ist sie jetzt offiziell groß und kommt an fast jede Türklinke ran. Da muss man jetzt echt aufpassen. Heute Vormittag haben wir zusammen getanzt – ich hätte mich wegschmeißen können vor lachen, weil sie so drollig anfängt zu tanzen, wenn sie Musik hört. Kein Wunder, dass die Erzieherinnen sie ungern haben gehen lassen. Schuhe und Socken anziehen kann sie jetzt auch schon alleine (wenn auch manchmal der falsche Schuh am richtigen Fuß steckt), manchmal wird sie dann richtig wütend, wenn es dann wieder nicht klappt. Und eine neue Vorliebe: die Hose runterziehen – egal wo. Das Raufziehen scheitert meist am Popo ;-)

Heute Nachmittag musste Robert dann doch mal wieder in den Akagerapark und Patricia und ich haben uns einen schönen Nachmittag mit Cappuccino und Milch mit Schokolade und Eis auf der Terrasse gemacht :) Ihr seht: uns geht es hier nicht schlecht ;-) Danke, Claudia, für den Cappuccino ;-)

1 Kommentar

One comment on “Erst drei Tage hier und schon Besitzerin einer TIN

  1. Claudi sagt:

    Hach wie schön, dass alles gut gegangen ist und ihr euch jetzt entspannen könnt!
    Ich konnte mir jetzt Super die schlaflose zeit betreiben, die der Wurm nur mal wieder macht :o)
    Ich wünsch euch eine tolle zeit und viele tolle Erfahrungen, besonders für Patricia!
    Gern geschehen mit dem Cappuccino, wenn du Nachschub brauchst, sag Bescheid!
    Ich Versuch jetzt noch ne Stunde zu schlafen…herzliche Grüße aus AB!!!
    Fühlt euch gedrückt!
    Claudi

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:wink: :-| :-x :twisted: :) 8-O :( :roll: :-P :oops: :-o :mrgreen: :lol: :idea: :-D :evil: :cry: 8) :arrow: :-? :?: :!: