Wochenende!

Nachdem ich das Wochenende ueber ziemlich faul war, hier nur ein paar Fotos:

Christusdorn lila Blumen Vorgarten

lustige Blueten noch ein Vorgarten und ich mal wieder :)

Dank der botanisch aktiven Leser/innen (Dank an Andrea und Wolfgang! :) ) dieses Tagebuchs kann ich die gezeigten Pflanzen nun etwas treffender bezeichnen:
der Christusdorn ist eigentlich eine Euphorbie, die schoene Blau-Violette ist eine Bougainvillea und die „lustige Blume“ ist eine Albizia julibrissin, auch Seidenbaum genannt.

2 Kommentare

Mal wieder Samstag in Butare

Heute bin ich mal faul. Ich hab bis 9 im Bett gelegen, nachdem ich etwa von 4 bis 5 gelesen hatte, weil ich nach unserem „Saufgelage“ gestern (jeder ein Bier und zu dritt ne kleine Flasche Waragi mit Cola bzw. mit Fanta) natuerlich raus musste. Ausserdem lese ich gerade ein spannendes Buch, was ich dann heute frueh lieber weiterlesen wollte, statt aufzustehen. Waehrend ich noch gemuetlich beim Fruehstueck sass, rief der Director (Kurt)  an, weil er voellig verzweifelt war und ziemlich sauer (aber zum Glueck nicht auf mich). Sein Laptop (besagter Standard-HP…) hatte wohl in der vergangenen Woche rumgezickt, so dass die IT-Leute dran rumgebastelt hatten und seine Einstellungen fuer die Interverbindung am Campus weg waren. So hatte er wohl schon die ganze Woche keine Emails runterladen koennen und war auch nicht zum Arbeiten gekommen und hat deshalb auf die IT-Leute geschimpft, weil die alle unfaehig sind und dass es sowieso laecherlich ist, dass wir seit Wochen kein Internet haben. Find ich ja auch…

Nun bin ich in der Stadt (mal wieder in meinem „Stamm-Internetcafe“), hab noch ein paar Passfotos machen lassen fuer meine Visa (fuer Ruanda und fuer Uganda in drei Wochen) und weiss ich wer noch alles Fotos von mir haben will. Sind wieder nicht besonders schoen geworden, aber immerhin schonmal besser als letztes mal. Sind halt keine Fotografen hier… Einkaufen war ich auch schon (das uebliche: Eier, Milch, Brot, Bananen, Gurken, … Kaese gab es mal wieder keinen vernuenftigen, so muss ich noch ein bisschen mit dem was ich hab haushalten) und mal sehen, was ich heute noch so mache. Vielleicht mal wieder laufen gehen (war ich ja diese Woche erst dreimal…) oder vielleicht geh ich auch nur spazieren und nehm mal wieder die Kamera mit. Ach ja und an die Ruanda-Karte wollte ich mich auch endlich mal machen.

Noch ein „bin ich eigentlich total bloed“-Erlebnis: Als ich am Donnerstag hier sass und meinen Flug klar machen wollte, hatte ich eigentlich vor, meine Mama anzurufen, um abzuklaeren, wann sie denn nun ihren Geburtstag feiert, aber immer wurde mir gesagt, dass eine Verbindung zurzeit nicht moeglich sei. Na gut, das hatte ich letzte Woche auch schonmal, hab ich mir also nix dabei gedacht. Dass ich gestern Mandy auch nicht anrufen konnte, hat mich auch nicht gewundert. Aber dass ich heute wieder nicht Kurt anrufen konnte, hat mich dann doch stutzig gemacht und da hatte ich den Geistesblitz, dass ich vielleicht kein Guthaben mehr hab! Und tatsaechlich: ich hatte nur noch 60 RWF, was leider nicht reicht, um jemanden anzurufen. Tja, da ist dann Fonic doch praktischer, die weisen einen darauf hin, wenn das Guthaben unter einen bestimmten Betrag geht. Statt die auch einfach sagen „Ihr Guthaben reicht leider nicht aus, um nach hause zu telefonieren“ oder so… Nun gut, wieder was dazu gelernt ;)

Also dann vielleicht bis morgen mit neuen Fotos und ner Karte (vielleicht…)!

Kommentare

Land der Langsamkeit – bloß nicht für mich?

Ich hatte ja letztes Jahr schon festgestellt, dass die Ruander nicht die schnellsten sind und hatte mich schon darauf eingestellt, dass die Mühlen hier noch langsamer mahlen als bei uns. Das scheint vor allem auf die Verwaltung zuzutreffen, so dass es durchaus auch mal ein halbes Jahr dauern kann, bis ein bestellter Laptop dann auch tatsächlich beim Besteller auf dem Tisch landet. Das ist bei einem Projekt, das auf ein Jahr angelegt ist, schon etwas dumm. Jetzt ist der erste Monat schon vorbei und die Laptops sind noch nicht mal bestellt, weil ich ewig mit Deo, Kurt oder Jean Pierre diskutieren musste, warum ich nicht den standard konfigurierten HP mit 1GB Arbeitsspeicher, nem spiegelnden Screen und Windows Vista haben will. Außerdem geht es wohl darum, dass es angeblich viel teurer ist, von hier aus Laptops zu bestellen, so dass das Budget, das wir für die beiden Laptops haben, wohl nicht für meine Konfiguration ausreichen würde. Also erstmal frage ich mich dann, wer so ein Budget verabschiedet, wenn sie doch offensichtlich wissen, dass man keinen brauchbaren Laptop für diesen Preis bekommt, außer offenbar einen standard konfigurierten HP? Und die nächste Frage, die sich mir stellt, ist, wie ich den letzten Monat hätte was arbeiten sollen, wenn ich nicht meinen eigenen Laptop mitgebracht hätte?! Nun gut, es soll jetzt wohl ein bisschen mehr Equipment angeschafft werden, so dass die Hoffnung besteht, dass es günstiger wird und es gleichzeitig etwas schneller geht, so dass wir mit etwas Glück in zwei Monaten vielleicht doch schon Laptops und GPS-Geräte haben. Super! Wenigstens konnten wir heute beim Meeting mit PNILP soweit Mitleid erregen, dass Alphonse jetzt hoffentlich einen Laptop von ihnen ausgeliehen bekommt, bis unsere da sind. Ich brauch ja nicht unbedingt einen zweiten Laptop, aber das ist halt so im Budget vorgesehen. Ein neuer Stuhl und ein Bildschirm wären mir persönlich ja lieber…
Neben diesen verwaltungstechnischen Schwierigkeiten (da wünsch ich mir doch meinen lieben Herrn Bade hierher, zu dem ich im Ernstfall mit meinem Antrag und einem freundlichen Lächeln gehen konnte und schon eine Unterschrift hatte :-)) gibt es hier ja nun auch noch so gesellschaftliche Verpflichtungen wie das Gachacha (wie auch immer das geschrieben wird), das jeden Mittwoch bis zum frühen Nachmittag die ganze Stadt lahmlegt, weil sie versuchen ihre Geschichte aufzuarbeiten. Von mir aus, in der Zeit kann ich in Ruhe arbeiten… Dann sind die Leute, die ich sprechen will, komischerweise immer dann nicht aufzutreiben, das Internet funktioniert nicht, so dass ich auch nicht per Email mit denjenigen kommunizieren könnte, Leute gehen nicht ans Telefon und rufen auch ewig nicht zurück, wenn man dann mal eine Email geschrieben hat, lesen sie sie nicht oder beantworten sie jedenfalls erstmal nicht… Hab ich mich ja schon drauf eingerichtet und auch mit abgefunden. Aber MIR dann zu sagen (bzw. sagen zu lassen), dass wir die Sache ein bisschen pushen müssten, damit es vorwärts geht und sich unsere Projektpartner nicht wundern, was wir die ganze Zeit machen – that crowns all! War wahrscheinlich besser so, dass mir das zugetragen wurde, sonst wäre ich den beiden Verursachern dieser „Antriebsrede“ vielleicht an die Gurgel gegangen… Als ob wir die letzten vier Wochen nur Däumchen gedreht hätten! Ich hoffe, dass ich dieser Annahme in unserem Meeting heute etwas entgegenwirken konnte, nachdem ich gestern schon einen Bericht mit vier Karten und etwa dreieinhalb Seiten Text fertig gestellt habe und wie ich denke recht strukturiert durch das Meeting geführt hab. Na mal sehen, ob da eine Art Feedback kommt.

Neben der Projektarbeit darf ich mich nun auch noch um die Vorbereitung von zwei sogenannten Short Courses kümmern (zumindest anteilig). Hier wird gerade ein berufsbegleitender Bachelor-Studiengang vorbereitet, der in anderthalb Jahren zum Bachelor führen soll und mit der Hälfte der Stunden ein Zertifikat die Teilnahme bestätigt. Das Ganze nennt sich Short Course Program. Das sind dann immer Blockveranstaltungen von ein bis drei Wochen Vollzeit, wo beispielsweise Grundlagen der Kartographie und Visualisierung auf dem Programm stehen oder auch erweiterte Kartographie und Webmapping. Und für diese Kurse werden nun gerade wie an der TFH die Modulbeschreibungen erstellt, wobei jeweils etwa drei Leute für eine Beschreibung zuständig sind. Dafür hatten wir jetzt zwei Wochen Zeit, die quasi gleich um sind. In beiden Kursen werde ich dann wahrscheinlich auch unterrichten dürfen. Na da bin ich ja mal gespannt :)

Halbwegs projektbezogen, weil es in den Vereinbarungen zum Projekt steht, hat mich Jean Pierre dann letztens auch noch darauf aufmerksam gemacht, dass ich ja auch capacity building am CGIS machen muss und ob ich denn schon wüsste wann. Meine Herren! Ich wäre froh, wenn mal das Projekt richtig anlaufen würde und da soll ich mir jetzt nen Kopp machen, was ich den Leuten im CGIS neues beibringen kann?! Aber welchen zeitlichen Umfang das Ganze haben und in welche Richtung es gehen soll, kann mir natürlich keiner sagen. Kurt hat das ein bisschen abgewiegelt und mir vorgeschlagen, erstmal einen kleinen Vortrag über meine Arbeit (also bezgl. Health & GIS) zu halten, damit die Leute mich besser kennenlernen und dann könne man weitersehen. Jut, wird gemacht! Mal sehen, wann ich Zeit hab, das vorzubereiten…

So, genug ausgekotzt! Die Arbeit macht mir dennoch unheimlich viel Spaß, weil ich mich richtig in ein Thema einarbeiten kann, gleichzeitig ein bisschen rumprobieren kann und muss und dabei das Gefühl habe, viel zu lernen und dennoch das Projekt voranbringe, wenn auch bisher nur zögerlich.

Und um diejenigen zu beruhigen, die mich schon abgeschrieben haben, und denken, ich käme jetzt gar nicht mehr zurück, weil es mir hier so gut gefällt, kann ich schonmal mitteilen, dass ich vom 27.7. bis 9.8. wieder in Berlin bin – wenn auch nur vorübergehend. Den Flug hab ich heute gebucht :) Danke Ute!

PS: Ich hoffe, dass ich trotz des Stress‘ bald mal dazu komme, auch für euch eine oder mehrere Karten zu fabrizieren, damit ihr wisst wo ich bin. Nicole hat ja schon recht: ne Kartographenseite ohne Karte ist ja irgendwie nix.

3 Kommentare

Arbeitserlaubnis Teil I

Nachdem ich letzte Woche zwei Listen bekommen habe, in denen aufgelistet war, was ich brauche, um eine Arbeitserlaubnis und ein Visum zu bekommen, habe ich mich heute daran gemacht, mir ein (frei übersetzt) amtliches Führungszeugnis zu besorgen. Dazu musste ich auf das Gelände vom Supreme Court (das Gebäude heißt noch irgendwie anders – für die jenigen von euch, die das auch mal brauchen: wenn man auf das Gelände kommt, das aprikot-farbene Haus links ;-)), wo ich schon heute früh um halb9 war, weil mir gesagt wurde, dass ich das möglichst früh machen sollte. Also hab ich halb englisch halb französisch mein Anliegen vorgebracht und wurde gleich wieder weggeschickt, weil ich vorher bei der Rwanda Authority meine Gebühren von symbolischen 1200 RWF hätte zahlen müssen, um dann mit dem Beleg, dass ich bezahlt habe, wieder dort zu erscheinen. Der halbwegs freundliche Herr in dem aprikot-farbenen Gebäude hat mir dann noch erklärt, wo dieses Rwanda Authority ist, allerdings hab ich eben dieses Authority immer nicht verstanden. Aber da ich verstanden hab, dass es gegenüber von der Post ist, bin ich auf gut Glück mal dahin gefahren (per Moto-Taxi). Dort angekommen hab ich mich dann aber doch nicht getraut einfach irgendwo reinzumaschieren und hab lieber meinen Kollegen angerufen (mit dem ich um halb10 ein Meeting bei unserem Projektpartner PNILP haben sollte). Der war eh schon in der Nähe und hat mir dann glücklicherweise geholfen. Diese Rwanda Authority ist also tatsächlich direkt gegenüber von der Post, steht sogar dran. Aber selbst wenn ich verstanden hätte, was der halbwegs nette Mann in dem aprikot-farbenen Gebäude gesagt hat, hätte ich mich da glaube ich nicht reingetraut. Das war so ein komisch schummriger Eingang, durch den man dann vor zwei oder drei Schaltern landet, wo man seinen Namen und das Anliegen angeben muss, dann sein Geld abgiebt und dafür ein handschriftlich ausgefülltes Formular inkl. Durchschlag mit Stempel bekommt. Das hatte ich also schonmal geschafft. Alphonse (mein Mitarbeiter) meinte, Jean de Dieu hätte mir das mit dem Bezahlen gestern doch gesagt, als er mir erklärt hat, wo ich hin muss und was ich brauche, aber den Punkt hab ich scheinbar nicht mitbekommen. An diesem Punkt musste ich dann mein besagtes Vorhaben erstmal unterbrechen, weil wir ja ein Meeting hatten (das sich dann natürlich um etwa eine Stunde verzögert hat. Die sind ja immer alle so furchtbar buisy hier – ganz wie die Deutschen…)
Nach meinem ersten dafür aber sehr erfolgreichen Meeting hab ich immerhin sogar den Fahrer von PNILP zur Verfügung gestellt bekommen, der mich wieder zum Supreme Court gefahren hat. Dort habe ich dann „mal wieder“ mein Anliegen vorgetragen, woraufhin ich diesmal nicht nach dem Beleg für die bezahlten Gebühren sondern nach meinem nicht vorhandenen Visum gefragt wurde, woraufhin ich versucht habe, zu erklären, dass ich aus Deutschland bin und erstmal kein Visum brauche (bescheuerterweise brauche ich nämlich für mein Visum meine Arbeitserlaubnis). Daraus haben sie dann offensichtlich geschlossen, dass ich das erste mal dieses amtliche Führungszeugnis beantrage und hab dann ein rosa Formular bekommen, dass ich dann erstmal ausgefüllt hab. Da ich mir bei ein paar Punkten unsicher war, was ich da eintragen soll, hab ich dann lieber nochmal nachgefragt, aber der besagte halbwegs freundliche Mann meinte, das würde schon reichen, was ich ausgefüllt hab. Da er es mir dann aber nicht abgenommen hat oder sonst irgendwas gesagt hat, hab ich gedacht, na gut, dann wart ich mal, bis ich an der Reihe bin, da auf dem Flur noch etwa sechs nicht-Musungus in ganz gemütlichen Sesseln in einer Reihe saßen, der ich mich dann quasi angeschlossen habe. Irgendwie passierte aber so rein gar nichts, so dass ich höflichst nochmal nachgefragt hab, wie es denn jetzt weiter geht. Daraufhin hat mir die nicht ganz so freundliche junge Dame, die mir vorher das Formular gegeben hatte, das Formular aus der Hand genommen, meinen Daumen gepackt und ihn über ein Stempelkissen und anschließend über mein Formular gerollt und dann das Formular in eine Kiste geschmissen. Hm, da lagen nun also mein Fingerabdruck gemeinsam mit meinen zwei Passfotos und meinem Formular – und nun? Da ich nun immernoch meinen Beleg in der Tasche hatte, dass ich diese Gebühren schon bezahlt hab, sowie die Kopie meines Passes, hab ich gedacht, da wird ja jetzt noch was passieren und hab mich erstmal wieder hingsetzt und versucht, meinen Daumen von der Tinte zu befreien, was mir leider nur leidlich gelang. Nach einem Besuch der nicht zu einem Besuch einladenen Örtlichkeiten hab ich mich dann doch nochmal aufgerafft, in dem Zimmer, wo nun mein Formular in der Kiste lag, nachzufragen, ob ich noch warten müsse, oder was ich tun solle. Die haben sich freundlicherweise sogar abgemüht, mir auf englisch zu antworten, obwohl ich auf französisch gefragt hatte (scheint also nicht so doll zu sein, mein Französisch…), dass ich am Montag Nachmittag wiederkommen solle. Darauf hatte mich Jean de Dieu schon vorbereitet: normalerweise geht man den einen Tag früh hin und holt dann den nächsten Tag nachmittags seinen Schrieb ab. Soweit passt also erstmal alles halbwegs. Dass ich es nun erst am Montag abholen kann, liegt wahrscheinlich daran, dass ich erst nach 13 Uhr mein Formular abgegeben hab. Ich hab mich trotzdem gefragt, warum ich das nicht nun schon früh soweit hätte machen können, wenn doch jetzt sowieso keiner meinen Beleg für die Gebühren sehen wollte. Ich hoffe jetzt, dass ich am Montag oder im Laufe der Woche Jean de Dieu oder sonstwen dahin schicken kann, das für mich abzuholen, damit ich nicht extra wieder nach Kigali muss. Das soll wohl gehen, wenn ich demjenigen die Kopie meines Passes (und nun wahrscheinlich auch die Quittung) sowie eine Vollmacht mitgebe. Na da bin ich ja mal gespannt…

3 Kommentare

Nur mal kurz

Ich hab leider nicht viel Zeit heute, weil wir mal wieder keine Internetverbindung im CGIS haben und ich am Campus mit dem Chef sitze, um Emails zu checken. Ich würde euch so gerne so viel erzählen – vielleicht schaffe ich es am Wochenende, ein wenig nachzuholen…

Letzte Nacht hatten wir wieder ein kleines Erdbeben, in etwa so wie das letzte und komischerweise auch wieder um 4 Uhr nachts. Ich war sowieso gerade wach (ist halt nix, wenn man schon um 8 ins Bett geht) und war ziemlich irritiert, als es wieder anfing zu wackeln. Beim Versuch zu zählen, wie viele Sekunden das andauert, bin ich bei etwa 10 Sekunden angekommen, aber ich hatte noch eine Weile das Gefühl, dass alles nachschwingt.

Mir geht es nach wie vor super gut hier und auch wenn ich momentan in Arbeit ersticke macht sie unheimlich viel Spaß. Zum Thema Arbeit muss ich demnächst mal noch etwas mehr schreiben…

Den ersten Monat hab ich nun schon fast hinter mir – wirklich unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht! Und ich überlege schon, was ich hier machen könnte, wenn mein Vertrag abgelaufen ist ;-)

Liebe Grüße! Nicole

1 Kommentar

Die erste größere Wanderung

Schon um halb8 stand Kurt bei uns auf der Matte, um uns zu unserer ersten großen Wanderung abzuholen. Nach etwa 20 Minuten Fahrt Richtung Nordwesten, vorbei am dem Berg Huye und Kaffeegebiet Maraba hatten wir das von Kurt ausgesuchte Ziel erreicht – einen etwas höheren Hügel, der wohl auch einen Namen hat, den ich mir aber leider nicht merken kann und meine Karten sind auch nicht detailiert genug. Vielleicht kann ich den Namen noch nachreichen…

Start der Wanderung Kaffeeplantagen das Land der 1000 Huegel ich glaube Richtung Norden
Schon nach ein paar hundert Metern hatten wir eine Horde Kinder um uns herum gesammelt, die von Mandy auch eifrig fotografiert wurden, was unser Vorankommen natürlich etwas gehemmt hat. Aber nun hatten wir etwa 20 Begleiter und einer von ihnen hat dann auch unseren Guide gemiemt und uns auf den „Berg“ hoch geführt. Man kann zwar überall hochgehen, aber manchmal ist es etwas schwierig den Weg zu finden. So kamen wir an Avocadobäumen, Bananen- und Kaffeeplantagen, Maniok, Kartoffeln, Tomaten und Mais vorbei (wahrscheinlich noch an viel mehr, das ich nicht erkannt hab…) und hatten eine tolle Aussicht über die „1000 Hügel“ Ruandas.

Maniok Landnutzung Mandy mit Begleitern

Terrassen zur besseren Be- und Entwaesserung Kaffeebohnen Avocadobaum

erste kleine Pause Gruppenfoto Pause Panorama Richtung Osten (vielleicht auch Suedosten)

Die vielen Kinder hatten offenbar nichts besseres zu tun, so dass sie uns tatsächlich bis zum „Gipfel“ und auch noch bis zum Auto zurück begleiteten. Das war zwischendurch ein bisschen nervig, weil sie auch einen ganz schönen Lärm gemacht haben und auch mal vor meinen Füßen rumgelaufen sind. Also hast du wohl recht, André, wenn du erwartest, hier keinen Fuß vor den anderen setzen zu können, ohne dass eine Horde Kinder um dich rum rennt. Wahrscheinlich muss man dazu tatsächlich in einen der Nationalparks flüchten…

Schneeersatz? mannshoher Weihnachtsstern Tim mit den Kindern
Aehnlich zu Teneriffa hat uebrigens auch Ruanda ein grosses Problem mit den von Australiern eingeschleppten Eukalyptus-Bäumen, die jede Vegetation zu ihren Fuessen durch ihre Blaetter zunichte machen. Und da diese Baeume wuchern ist ihnen auch durch eine Aufforstung, wie durch die Kiefern, kaum beizukommen. Dennoch sorgen die Kiefern fuer einen schoenen weichen Boden beim Laufen und durch ihre Nadeln fuer eine Art Schneeersatz fuer die Kinder, die dort ganz wild getobt haben und sich auf dem Bauch den Berg haben rutschen lassen.
Weil Kurt noch einem Mädchen, das er finanziell unterstützt, Geld bringen wollte, sind wir noch ein bisschen weiter Richtung Westen gefahren und haben auch noch einen Abstecher zur Genozid-Gedenkstätte Murambi gemacht. Dort wurden während des Genozids innerhalb von vier Tagen etwa 50.000 bis 60.000 Menschen umgebracht. Sie hatten in der Technischen Schule Zuflucht gesucht, die noch nicht mal ganz fertig gestellt war und nun als Gedenkstätte genutzt wird. 1800 der 27.000 aus den Massengräbern geborgenen Leichen wurden offenbar in Gips konserviert und werden jetzt in den Räumen der Schule aufgebahrt, was ein furchtbarer Anblick (und auch Geruch) ist. Ich fand es ziemlich unangenehm, dort an den Räumen vorbei zu gehen (man konnte auch reingehen, aber ich hatte kein Bedürfnis danach). Nachdem uns ein netter Herr rumgeführt und ein bisschen was erklärt hatte, bekamen wir das Gästebuch vorgesetzt und einen Behälter, wo wir unsere Spende reinlegen durften, nachdem wir den Betrag ins Gästebuch eintragen mussten. Das fand ich ziemlich blöd, zumal die ganze Zeit eine Frau neben uns stand und uns über die Schulter geguckt hat.

Ich hoffe, meine Eintraege vom Wochenende versoehnen euch ein bisschen fuer die Tage Funkstille :)

2 Kommentare

Toilettenbesichtigung

Es war mal wieder Samstag in Butare und wir hatten schon unter der Woche beschlossen, nach Kigali zu fahren. Das erste Hindernis, das uns diesbezüglich in den Weg gelegt wurde, war ein „soziales Ereignis“, das sich hier jeden letzten Samstag im Monat ereignet und dessen Namen ich mir leider nicht merken kann. Jedenfalls haben alle Geschäfte bis mittags zu (jedenfalls hier aufm Dorf, weiß nicht, ob das auch Kigali betrifft) und es fährt auch kein Bus, weil alle Einwohner Ruandas die Pflicht haben, gemeinnützige Arbeit zu verrichten, was sich z.B. durch Reinigungsarbeiten auf der Straße vor dem Haus ausdrücken kann. So ganz hab ich es noch nicht kapiert, muss ich zugeben. Jedenfalls konnten wir deshalb erst den Bus um 11 nehmen, weil vorher keiner fuhr! Auf unserem Marsch in die „City“ zur Bushaltestelle war es auch auffallend ruhig: kaum ein Auto und auch Fußgänger, von denen es sonst hier jede Menge gibt, waren zu sehen. Wir hatten schon gestern die Tickets für den Bus besorgt und mussten uns deshalb keine Sorge machen, dass wir keinen Platz mehr bekommen würden, bloß darum wo wir sitzen würden. Deshalb waren wir dann auch schon eine halbe Stunde früher da, um ein bisschen mehr Auswahl zu haben. Wir hätten im übrigen auch direkt am GIS-Center einsteigen können, da ist auch eine Bushaltestelle, aber dann hätten wir die letzten Plätze bekommen. So konnten wir uns zwar die Plätze aussuchen, aber so ganz glücklich war ich mit meinem dennoch nicht, weil ich direkt einen Lautsprecher an meinem Bein hatte, so dass es entsprechend laut war (trotz Strickjacke, die ich dann irgendwann als Dämpfer benutzt hab) und es die ganze Zeit bis auf den Knochen in meinem Bein vibriert hat wegen der Bässe. Aber einer der Jean Pierres vom GIS-Center ist auch mit uns gefahren und so hatte ich ein bisschen Ablenkung, auch wenn es wegen des besagten Lautsprechers schon arg schwer war, sich zu unterhalten. Also noch ein Platz mehr, den ich in Zukunft vermeiden werde. Von den Plätzen über der Hinterachse kann ich auch nur abraten, dort bin ich letztes Jahr gefahren und konnte mir quasi mit den Knien die Ohren zuhalten, weil man nämlich auf dem Radkasten sitzt und entsprechend die Beine nicht auf den Boden setzen kann. Aber auch auf meinem Platz hinter dem Fahrer war die Beinfreiheit etwas eingeschränkt, so dass ich froh war, als ich nach 2 Stunden und einer Viertelstunde endlich wieder meine Beine ausstrecken durfte.

Wir hatten uns vorgenommen, erst in die Genozid-Gedenkstätte zu fahren, bevor wir uns zum Shoppen aufmachen wollten. Dank Jean Pierre haben wir auch schnell einen willigen Taxifahrer gefunden, der uns zur Gedenkstätte fahren, dort eine Stunde auf uns warten und uns dann wieder zurück in die Stadt fahren würde. Die Gedenkstätte ist etwa 10 Min. mit dem Auto vom Zentrum entfernt, aber dort ein Taxi zu bekommen, ist etwas schwierig, deshalb war das Angebot für 5000 RWF nicht schlecht. Leider war die Gedenkstätte aber gerade geschlossen und wir hatten keine Lust, eine halbe Stunde in der prallen Sonne oder im Taxi zu warten, so dass wir unverrichteter Dinge wieder zurück gefahren sind. Etwas verschwendetes Geld, aber die Taxifahrer wollen ja auch leben, gell… Ein bisschen geärgert haben wir uns dann dennoch, weil der Taxifahrer nun auf seine 5000 RWF bestand, obwohl er ja nun gar keine Stunde auf uns warten musste. Das hat Mandy ziemlich aufgeregt und hat es als Frechheit empfunden. Da der Fahrpreis alleine aber auch schon 5000 RWF betragen hätte (nach meinen Erfahrungen und was uns der Taxifahrer auch dreimal vorgerechnet hat), haben wir kleinbei gegeben und unter Mandys Schimpfen den Taxifahrer sich selbst überlassen.

Da wir eigentlich eh am Verhungern waren, waren wir nicht so unglücklich darüber, dass wir nun direkt ins Bourbon Café stürzen konnten, um uns den Magen mit Cheeseburgern, Pommes und Gemüsesuppe und natürlich Kaffee vollschlagen zu können :) (zugegeben haben die ersten beiden Dinge Tim und ich genossen und Mandy die Gemüsesuppe) Nach der Reise im Bus und Taxi war uns sehr danach, uns die Hände zu waschen, so dass wir die Toiletten im Union Trade Center (UTC, das Einkaufszenter in Kigali, dort ist ein großer Supermarkt und auch das Bourbon Café) aufsuchen wollten, wo wir dann aber darauf hingewiesen wurden, dass das jetzt 300 RWF kostet. So haben wir das noch ein bisschen aufgeschoben bis kurz bevor das Essen kam. Zu unserem Glück war dann auch keiner da, der das Geld kassiert hat und ich hab dann auch auf dem Schild an der Tür gelesen, dass es lediglich 100 RWF kosten soll. Scheint also so, als wollte uns da jemand übers Ohr hauen ;-) Gleich doppelt Geld gespart… Aber um auf den Titel des heutigen Eintrags zurückzukommen: die Toiletten im UTC sind super sauber, es gibt fließend Wasser und auch Seife aus dem Spender und einen Fön zum Händetrocknen. Das Essen war super und so konnten wir gestärkt die Supermärkte und den Chinaladen in Angriff nehmen. Wir haben ordentlich zugeschlagen, wobei ich am teuersten im deutschen Supermarkt eingekauft habe (man gönnt sich ja sonst nix, aber ich brauchte UNBEDINGT Käse!) und am billigsten im Chinaladen, wo ich unter anderem ein Kissen und super scharfe Messer erstehen konnte. Ein neues Kissen,weil es hier im Haus nur so eklige Schaumstoff-Kissen gibt, die man gar nicht knuffen kann. Und scharfe Messer waren auch dringend fällig, weil es hier nur lauter stumpfe Messer gibt, mit denen wir uns ganz schön abgequält haben, Tomaten oder eine Ananas zu schneiden. Das geht jetzt alles kinderleicht :) (Nachtrag vom Sonntag: wie mir das eine Messer offenbar beweisen wollte, schneidet es auch super in Finger… Autsch) Nach Kaffee, Ananassaft und Cheeseburger und zwei Stunden Marsch durch die Stadt musste ich im deutschen Supermarkt (La Galette) angekommen schon wieder auf die Toilette, die für Kunden dort auch kostenlos ist und ganz in Ordnung ist. Nicht so sauber wie im UTC, aber auch mit funktionierender Spülung, fließend Wasser am Waschbecken und auch Seife aus dem Spender sowie Trockenfön (wobei ich zugeben muss, dass ich weder im UTC noch im La Galette den Fön getestet hab). Vom La Galette aus hab ich dann auch den chinesischen Laden wiedergefunden und von dort sind wir dann schon wieder Richtung Busbahnhof aufgebrochen, wo wir um 18.30 Uhr schon vier Plätze für den letzten Bus nach Butare reserviert hatten. Auf dem Weg dorthin hatten wir aber noch genug Zeit für zwei Primus (Bier) und eine Cola (insgesamt für etwa 2,50 Euro, wobei man dazu sagen muss, dass das Primus jeweils etwa 0,7l hat!), was uns auf den Gedanken gebracht hat, vielleicht doch nochmal die Örtlichkeiten aufzusuchen, bevor wir uns wieder für gut zwei Stunden in einen Bus setzen wollten. Da wir ja in einer Gaststätte waren, dachte ich, wird es ja wohl ein akzeptables Klo geben, aber nachdem mir die Bedienung den Schlüssel organisiert hatte, hab ich die Tür lieber ganz schnell wieder zugemacht. Ich will ja nicht ins Detail gehen (nicht dass euch das Mittagessen wieder hoch kommt), aber das war wirklich ekliger als alles was ich bisher gesehen habe. So wie es aussah (und auch so wie es gerochen hat) hat die Spülung nicht funkioniert und es gab keine Möglichkeit, sich die Hände zu waschen und auch kein Licht, was jetzt in dem Moment nicht so dramatisch war, der Rest hatte ja dann schon gereicht. Ob es Toilettenpapier gab, kann ich nicht sagen, darauf hab ich dann nicht mehr geachtet. Leider hab ich keine Ahnung, wie dieses Lokal heißt, sonst könnte ich euch jetzt davor warnen! Ich weiß nur, dass es eine Straße oberhalb vom Busbahnhof und dann Richtung Süden gehend auf der rechten Seite war. Da ich bei unserer Ankunft was von öffentlichen Toiletten am Busbahnhof gelesen hatte, haben wir also das auf später verschoben, aber auch dort hab ich es mir lieber verkniffen. So dringend musste ich dann auch noch nicht. Dort hat das Besuchen der Toilette 50 RWF gekostet und, was in dem Fall wahrscheinlich ein Vorteil war, war, dass es Steh-Toiletten waren, wie ich sie aus Frankreich kenne und sie schienen auch halbwegs sauber, auch wenn es ziemlich übel gerochen hat. Immerhin gab es aber ein Waschbecken zum Händewaschen und ich glaub sogar Seife.

Die Heimfahrt ging dann ziemlich flott, da es schon dunkel wurde und kaum noch LKW unterwegs waren. Ich fand es ja erst ziemlich langweilig, weil man draußen nichts mehr angucken konnte und im lautstark plärrenden Radio reden sie fast die ganze Zeit nur (auf der Hinfahrt klang es arg nach Fußball). Aber als es draußen richtig dunkel wurde, konnte ich einen unglaublichen Sternenhimmel sehen, an dem ich mich kaum sattsehen konnte. Später kam dann auch der Mond hervor, den ich erst für ein brennendes Haus gehalten hab, weil er in einem strahlenden Orange hinter dem Hügel hervorkam. Wunderschön! Das mit dem brennenden Haus war übrigens nicht so unwahrscheinlich, weil ich auf dem Weg vorher schon etliche kleine Feuer gesehen hatte, so dass es mich nicht wundern würde, wenn auch mal ein Haus in Flammen aufginge…

Alles in allem also wieder ein erfolgreicher Samstag :)

3 Kommentare

Noch ein paar Fotos

hier noch ein paar Bilder von unserem Haus:
unser Bad die Küche Esszimmer

und was ich euch natürlich auch nicht vorenthalten will, ist ein Fotos von meinem Lieblingsneffen, der mir zu Ehren zum Fasching als Zebra gegangen ist. Voll süß!

Thorbjörn mir zu Ehren als Zebra :)

Der Einfachheit halber hier noch ein paar Fotos aus meinem Schlafzimmer (Erfolgserlebnis dank Tesa und schon vorhandenem Nagel):

Victorias Windspiel  Tapezierte Wand :)

4 Kommentare

Belohnung?

Scheint so, als hätte tatächlich jemand meinen Wunsch erhört und hätte dem Gockel von nebenan den Hals umgedreht. Jedenfalls konnten wir gestern und heute ganz in Ruhe schlafen bis der Wecker klingelte! Bloß hat sich noch keiner gemeldet, um den Gockel bei uns abzugeben, und das versprochene Hühnerbein zu kassieren. Da hat es wohl jemand auf den ganzen Hahn abgesehen…

Heute gibt es sogar mal eine halbwegs stabile (minutenweise wie es aussieht) Internetverbindung im Büro, was ich gleich mal ausnutzen muss, um mich für die zahlreichen Kommentare der letzten Tage zu bedanken! :) Vielleicht liegt es auch daran, dass ich das Gefühl hab, mit euch verbunden zu sein, dass ich gar kein Heimweh hab. Und nachdem mir Nicole gestern noch per SMS den tollen Vorschlag gemacht hat, meine Bilder mit Tesafilm an den Wänden zu befestigen, hab ich es tatsächlich geschafft, das Bild von Christoph und mir an die Wand zu hängen. Bin mal gespannt wie lange das hält… Die anderen Bilder kommen dann heute dran, hatte sie im Büro liegen lassen.

Viel Neues gibt es gar nicht zu berichten, außer dass wir gestern zwei Kakerlaken in unserer Küche bzw. der Speisekammer gesehen haben. Die eine wurde gleich mal gekillt, die andere war daraufhin spurlos verschwunden, aber wir haben dann erstmal alle halbwegs offenen Lebensmittel in Töpfen verpackt. Die waren ganz schön groß die Viecher *schüttel*

6 Kommentare

Ein Sonntag in Butare

Erstmal noch ein kleiner Nachtrag zum Freitag: Als ich im Internetcafé alles erledigt hatte und mich auf den Weg nach hause machte, fing es gerade mal wieder zu regnen an. Es hatte eine Stunde vorher auch schon ein bisschen gedröppelt, aber dann gleich wieder aufgehört. So war ich auch in diesem Moment optimistisch und machte mich zu Fuß auf den Weg (ohne Regenschirm und ohne Regenjacke natürlich). Nach etwa 500 m hörte es auf, langsam zu regnen, dafür ging ich umso schneller, mit vier schwarzen Mädels im Schlepptau, die offenbar ihre Freude daran hatten, zu testen, ob meine weiße Farbe echt ist und mir hinterher zu rennen. Vielleicht sind sie aber auch nur von sich aus schnell gegangen, weil die dicken Tropfen nämlich schon recht unangenehm wurden. Nach ein paar weiteren hundert Metern entschloss ich mich, unter einem Baum ein bisschen Zuflucht zu suchen – immernoch in der Hoffnung, dass es ja auch schnell wieder vorbei gehen könnte – und wenig später kam dann auch noch eine weitere nicht-Musungu-Frau hinzu, die wenigstens einen Schirm dabei hatte, und freundlicherweise versuchte, mich mit vor dem Regen zu beschützen, was allerdings zur Folge hatte, dass mir das Wasser vom Regenschirm direkt den Rücken runterlief. Leider wurde es mit zunehmendem Regen auch immer kälter, so dass der Regenguss nicht mehr sehr erfrischend war. Die Mädels beschlossen dann nach ein paar Minuten sich in dem Haus hinter uns bzw. auf dessen Veranda unterzustellen, was der anderen Frau und mir auch vernünftig vorkam. Ich hatte angenommen, dass das Haus gar nicht bewohnt war, aber nach einer Weile begrüßten uns eine Handvoll Kinder, die offensichtlich allein zu hause waren und sich darüber freuten, eine Musungu auf ihrer Veranda zu haben. Das kleine Mädchen muss etwa 3 gewesen sein – fand ich besonders süß – und sprach zumindest auch soviel Französisch (wie die meisten Kinder), um Guten Tag und wie geht’s zu sagen. Sie haben uns dann noch eine Weile zugeschaut, wie wir da triefnass auf ihrer Veranda standen, haben aber sonst nichts dazu gesagt offensichtlich.
Ich hab dann nach einer Weile doch mal versucht „Hilfe“ in Form von Steven und dem CGIS-Auto anzufordern. War erst etwas schwierig ihn ans Telefon zu bekommen und dann war das nächste Problem, ihm zu beschreiben, wo ich bin, weil die Häuser natürlich keine Hausnummer haben oder sowas. Die Mädels und die andere Frau sind dann inzwischen schon wieder los gegangen (auch wenn der Regen noch nicht wirklich nachgelassen hatte) und ich hab mich auch wieder auf die Straße getraut, in der Hoffnung, dass Steven bald kommen und mich dann auch besser finden würde. Hat dann tatsächlich auch funktioniert. Ich glaube, er hat sich köstlich darüber amüsiert, wie tropfnass ich war, aber es tat ihm auch furchtbar leid, dass er mich so lange hatte warten lassen. (Keine Ahnung wie lange das wirklich war, aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit…) Soweit also zu plötzlich auftretenden starken Regenfällen in Ruanda. Ich weiß Nicole: du hattest mich gewarnt ;-) Und für alle, die meinen, ich hätte mir ja ein Taxi nehmen können: hätte ich gerne, aber ich hatte nur noch 400 RWF in der Tasche und das hätte gerademal für ein Motorradtaxi gereicht, von denen ich aber auch keines gesehen hab und ich schätze, dann wär ich genauso nass geworden.

Eigentlich wollte ich euch heute von meinem Gottesdienstbesuch und meinem Spaziergang erzählen:
Wir haben hier gleich um die Ecke eine katholische Kirche. Nachdem uns letzten Sonntag um halb12 jede Menge Leute entgegen kamen, die aussahen, als kämen sie aus der Kirche, bin ich davon ausgegangen, dass der Gottesdienst um 10 anfängt. Als ich mich nun fertig machte, hab ich gesehen, dass schon um 9 ein paar Leute, die aussahen, als würden sie in die Kirche gehen, an unserem Haus vorbeikamen, so dass ich mich auch ein wenig beeilte. Ich kam natürlich trotzdem reichlich spät, aber besser spät als nie, gell ;-) Da der Gottesdient in Kinyarwanda war, war es vielleicht auch besser, dass ich erst nach der Predigt eingetroffen bin… Was ich besonders schön fand: Offensichtlich kommen die Nonnen aus dem benachbarten Schwesternwohnheim hier in die Messe und singen wie die Engel. Echt wunderschön! Außerdem gibt es hier keine Glöckchen, um bei der Wandlung zu bimmeln. Statt dessen klatschen alle eine Weile. Eigentlich keine schlechte Idee finde ich. Beim Friedensgruß haben mir ein paar schüchterne Jungs in meinem Block dennoch die Hand gegeben.

Nun war ich ja schon um kurz nach 10 wieder zuhause, und meine Mitbewohner sind ne Runde laufen gegangen, sodass ich beschloss auch noch ein bisschen spazieren zu gehen. Ich hatte mir den Butare gegenüber liegenden Hügel (Richtung Nordwesten) ausgeguckt. Da bin ich dann auch hochgestiefelt.

Richtung Westen Richtung Westen mein Zielobjekt

Da das alles bewohntes Gebiet ist, traf ich natürlich jede Menge Leute, meistens Kinder, die mir freundlich Bonjour und cava zuriefen und nach einer Weile hatte ich eine ganze Schar von Kindern um mich rum. Ziemlich geschäftstüchtig die größeren unter ihnen, können auch auf Französisch sagen, dass man ihnen Geld geben soll. Nachdem ich das Foto von ihnen gemacht hatte, hab ich mich dazu durchgerungen, ihnen einen 100er in die Hand zu drücken, mehr hab ich aber nicht rausgerückt.

Die Abzocker :o) (die in der Mitte war die frechste) die trifft man hier auch recht häufig

Den Rest meines Weges fand ich es dann klüger zu sagen, ich hätte kein Geld dabei. Das hat die Kinder allerdings nicht davon abgehalten, „Musungu“ rufend aus dem Haus oder dem Garten zu stürzen, was ich lachend zur Kenntnis nahm und mit einem Bonjour beantwortete. Nach einer Weile muss ich so an die 20 Kinder hinter mir gehabt haben. Fast alle wollten mir mal die Hand geben und ein paar fragten mich nach meinem Namen (Samuel), aber mehr als einen Namen hab ich von den Kindern nicht rausbekommen. Ich glaub, so bin ich etwa eine Stunde den Hügel rauf gestiefelt, bis ich mich entschloss, einfach umzukehren, und den gleichen Weg zurück zu gehen. Ursprünglich hatte ich ja gehofft, dass ich einen Rundweg nehmen könnte, aber das Vorhaben hab ich dann aufgegeben. Auf meinem Rückweg hab ich dann tatsächlich auch ein paar erwachsene Frauen getroffen, die nicht ganz so freundlich wie die Kinder waren. Eine fragte mich jedenfalls auf Französisch, was ich da machen würde. Ich hab versucht, ihr klar zu machen, dass ich lediglich einen Spaziergang mache, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie das verstanden hat. Zumindest hat sie soviel verstanden, dass ich aus Butare bin. Sie hat mich dann jedenfalls gehen lassen. Eine ältere Frau kam auch auf mich zu und wollte Geld, aber ich hab nur Muraho (guten Tag) gesagt und no faranga (faranga heißt offensichtlich Geld), woraufhin auch sie mich hat gehen lassen. Ich hab jedenfalls gemacht, dass ich von dem Hügel runterkomme… Auf dem Weg heim, hab ich dann noch einen Erik kennen gelernt, der auf dem Weg in die Uni war (keine Ahnung, was er da am Sonntag machen wollte) und anscheinend gerne noch eine Weile mit mir gequatscht hätte, aber ich hab dann einen anderen Weg eingeschlagen. Wenigstens hab ich dann noch etwa 1,5 kg Bananen für 300 RWF (nichtmal 50 cent) von einem der Mädels, die mit Avocados und Bananen in unserem Viertel unterwegs waren, abstauben können.

Nachdem ich wie die einheimischen Frauen noch meine Wäsche gewaschen hab (na gut, nicht ganz wie die Einheimischen, die das im Fluss machen) sitze ich nun im Bikini in unserem Garten und hole mir wahrscheinlich einen frischen Sonnenbrand :-)
Musungus in Taba Wolken ueber Taba Hibiskus beim Nachbarn
PS: Die Amis haben gestern tatsächlich schon Geld auf dem Konto gehabt, so dass ich jetzt auch wieder flüssig bin. Zur Feier des Tages sind wir gleichmal einkaufen und im Restaurant bei uns um die Ecke essen gegangen. Schon ein angenehmeres Gefühl, ein bisschen Geld in den Taschen zu haben.

3 Kommentare